Nach starker Leistung gegen Rostock haben die OFC-Spieler Mühe, sich mit dem erzielten Remis anzufreunden VON ANDREAS HUNZINGER (Mit Genehmigung von fr-online.de)
Da standen sie nun, die Spieler des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach, und wussten nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Schiedsrichter Mike Pickel aus Mendig hatte das 1:1 gegen den Aufstiegskandidaten Hansa Rostock durch seinen Schlusspfiff just amtlich gemacht, und den OFC-Kickern fiel es schwer, abzuwägen, ob das Remis nun als Gewinn oder Verlust zu verbuchen sei. Grundsätzlich, so der Tenor, sei ein Unentschieden gegen den Tabellenzweiten in Ordnung, aber „man hätte auch nichts gegen einen Sieg von uns sagen können“, fand Thomas Wörle.
Ebenso wie der Offenbacher Mittelfeldspieler, der diesmal für den verletzten Markus Happe auch Kapitän war, waren auch alle anderen der Ansicht, dass an diesem sonnigen Nachmittag im Stadion am Bieberer Berg mehr möglich war für den OFC. „Das Unentschieden ist ein bisschen zu wenig“, fasste denn auch Torhüter Cesar Thier in Worte, was die meisten dachten. Denn die Kickers hatten dem Aufstiegsaspiranten mehr als nur die Stirn geboten. Sie waren es, die mehr und bessere Torchancen besessen hatten. Mehrfach hatte der an diesem Tag glänzend aufgelegte Rostocker Schlussmann Mathias Schober sein ganzes Können aufbieten müssen, um Offenbacher Treffer zu verhindern. Bei Christian Pospischils Fernschüssen reagierte Schober ebenso glänzend (2./34.) wie bei Suat Türkers Kopfball aus kurzer Distanz (27.) und einem Schuss des OFC-Stürmers (62.).
Wenn Schober doch mal überwunden war, halfen glückliche Umstände den Norddeutschen. So prallte der Ball nach einem Heber des erstmals in der Offenbacher Startformation aufgebotenen Angreifers Torsten Oehrl von der Querlatte ins Feld zurück (65.), und bei Oehrls zweiter Großchance landete der Schuss des langen Stürmers am linken Pfosten des Rostocker Gehäuses (70.). Als dann der eingewechselte Oualid Mokhtari Schober bereits umkurvt und das Hansa-Tor frei vor sich hatte, trat der Kickers-Offensivakteur über den Ball (84.).
Der Hader über die vergebene Möglichkeit, den neunten Saisonsieg zu landen, hielt sich allerdings in Grenzen. Denn die Offenbacher mussten einräumen, dass sie das Spiel auch hätten verlieren können. Und das nicht nur, weil der mit Pfiffen empfangene ehemalige OFC-Stürmer Regís Dorn seinen neuen Arbeitgeber gegen die alten Kollegen hätte in Führung bringen müssen, als er freistehend im Kickers-Strafraum nur an den Pfosten schoss (16.).
Miljatovic gesperrt
Denn nach dem Offenbacher Führungstreffer durch den jungen Pospischil, der einen Eckball seines Mittelfeldkollegen Thorsten Judt von der rechten Seite mit dem Hinterkopf ins Rostocker Tor verlängert hatte (19.), und dem Ausgleich für die Mecklenburger durch ein Kopfballtor von Enrico Kern (58.) bot sich den Gästen in der 77. Minute die größte Möglichkeit, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden. OFC-Linksverteidiger Rüdiger Rehm hatte im eigenen Strafraum im Duell mit Kern den Ball mit der Hand gespielt („Es war ein Reflex“) und Schiedsrichter Pickel auf Elfmeter entschieden. Kern scheiterte jedoch an Thier, der dem OFC somit am Ende den Punkt gesichert hatte.
Auch deshalb, weil eine Niederlage trotz der guten Leistung durchaus möglich war, setzte sich nach dem Spielende mit zunehmender Dauer die Zufriedenheit durch. Angesichts der Niederlagen der Konkurrenz aus Unterhaching und Jena „war der Punkt heute sehr wichtig“, sagte Thorsten Judt. Darüber hinaus war es der Auftritt an sich, der für Zuversicht sorgte. „Das war die beste Saisonleistung bisher“, lobte Torhüter Thier seine Kollegen, und auch Trainer Wolfgang Frank zollte seiner Mannschaft „ein Kompliment. Die Jungs haben ein Zeichen für die nächsten Wochen gesetzt.“
Am kommenden Wochenende steht nun das Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue an – einem weiteren Klub aus den vorderen Tabellenregionen. Und auch wenn Frank dann erneut seine Innenverteidigung umbauen muss, weil der Slowene Matej Miljatovic gegen Rostock die fünfte Gelbe Karte sah, so sieht er der Reise zu den heimstarken Sachsen sehr optimistisch entgegen. Denn eine wesentliche Erkenntnis des 1:1 gegen Rostock sei: „Wir können mit jedem mithalten.“
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