Der OFC hat derzeit erhebliche Probleme im Offensivspiel
VON ANDREAS HUNZINGER (Quelle: fr-online.de)
Um ein Tor zu schießen, muss eine Fußballmannschaft zunächst den Ball haben. Dann muss die Kugel in den eigenen Reihen bleiben, bis man im oder zumindest am gegnerischen Strafraum ist, um die Möglichkeit zum Abschluss zu erhalten. Just daran krankt es derzeit bei den Offenbacher Kickers. Exemplarisch für die derzeit fehlende Fähigkeit des Zweitligisten, ein geordnetes Offensivspiel aufzuziehen, war das Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue am vergangenen Sonntag. Einmal schossen die Offenbacher in den insgesamt 93 Minuten auf das Tor der Sachsen, immerhin war der von Angreifer Anestis Agritis abgegebene Schuss auch im Tor. Weswegen die Kickers bis zur bitteren dritten Minute der Nachspielzeit, als das 1:2 fiel und die Niederlage besiegelte, von einem Punktgewinn träumen durften.
Das Defizit in der Offensive ist das momentan wohl größte Problem des nach einem Zwischenhoch mit sechs Siegen in Folge wieder in Abstiegsgefahr geratenen OFC, Aue nur ein weiteres Beispiel für einen Trend, der schon länger zu erkennen ist. „Wir tun uns generell schwer im Aufbau“, sagt Thorsten Judt. Der 35 Jahre alte Mittelfeldspieler ist mit seinen Flankenläufen normalerweise einer der wesentlichen Bestandteile der Offenbacher Offensive – wenn sie funktioniert. In Aue klemmte es aber wieder mal, wenn die Kickers den Ball erobert hatten. „Wir haben nur lange Dinger gespielt“, sagt Judt, „die Stürmer hatten kaum eine Chance, die Bälle zu verarbeiten.“ Die Folge: Schnelle Ballverluste und erhöhter Druck auf die eigene Abwehr.
Bei der Ursachenforschung für den schlechten Fußball kommt der Kopf ins Spiel. Hier und da wird zwar mal angemerkt, dass „vielleicht ein Spielmacher fehlt“ (Suat Türker). Aber die Probleme seien eher eine Sache des Selbstvertrauens, sagt Judt. Das findet auch Türker, der in Aue wie seine Sturmkollegen darunter litt, dass kaum verwertbare Zuspiele kamen. „Als wir nach der Siegesserie Sechster oder Siebter waren, haben wir uns viel mehr zugetraut“, sagt der 31-Jährige. Momentan habe der OFC „mehr die Defensive im Kopf“. Der mit elf Treffern erfolgreichste Schütze ist aber auch selbstkritisch genug, um die Stürmer für die Misere mitverantwortlich zu machen. Zwar müsse er die Angreifer „in Schutz nehmen“, weil sie bei den vielen langen Bällen bei der Annahme stets sofort in Zweikämpfe verstrickt würden. „Aber wir Stürmer müssen viel mehr zeigen und uns noch mehr bewegen.“
Frank: „Spieler hinterfragen zu viel“
Für Trainer Wolfgang Frank ist die Agilität seiner Angreifer nur ein Mosaikstein auf dem Weg zu besserem Fußball. Entscheidend sei, „wieder mehr Sicherheit in die Mannschaft zu kriegen“. Wie während des schwachen Saisonstarts mahnt der 56-Jährige mehr Überzeugung an, eine Offensivaktion erfolgreich bestehen zu können. „Die Spieler hinterfragen zu viel“, sagt er. Dass der Weggang von Stürmer Regís Dorn zu Hansa Rostock und der Wechsel zu Dino Toppmöller als Türkers Sturmpartner Nummer eins ein Grund für die offensive Schwäche ist, bestreitet Frank. Man habe sich zwar vom sprintstarken Konterstürmer Dorn auf den langsameren Komibinierer Toppmöller einstellen müssen, das sei aber mittlerweile passiert. „Wir haben auch mit Toppi gute Spiele gemacht und gewonnen“, sagt Frank nicht zu Unrecht. Zumal Toppmöllers fünf Saisontore allesamt Punkte wert waren.
Während der Länderspielpause bietet sich dem OFC nun in zwei Testspielen die Möglichkeit, an den Defiziten zu arbeiten. Heute (18.30 Uhr) gastiert der OFC beim Bezirksoberligisten Kickers Obertshausen, am Freitag (16 Uhr) testet Franks Team gegen den Ligakonkurrenten TuS Koblenz.