Mit 2:1-Erfolg gegen Burghausen vier Punkte Abstand zum Abstiegsplatz / Trainer Wolfgang Frank schwärmt von einer „richtig guten Moral“
Von Jochen Koch (Quelle: op-online.de)
Offenbach – 77 Tage mussten sie darauf warten. Mit jedem Tag seit dem 28. Januar (2:1 gegen 1860 München) wurde der Druck größer. Fast drei Monate lang hatten die Offenbacher Kickers nicht gewonnen, stürzten von Rang sechs auf 13 ab. Am Sonntag, um 15.50 Uhr, war es vorbei mit der Tristesse auf dem Bieberer Berg. Ein kollektiver Jubelschrei, erschöpft, aber diesmal glücklich auf den Boden sinkende Spieler und einige Freudentränen symbolisierten die Bedeutung dieses 2:1-Erfolges der Kickers gegen Wacker Burghausen. „Endlich“, atmete Wolfgang Frank auf. „Immer nur Niederlagen erklären, das war schon nervend.“
Endlich durfte der Kickers-Trainer wieder einen Sieg analysieren. Einen Sieg, der Frank und den Verein vor einer brutal schweren Entscheidung gerettet hat. Denn auch wenn die Verantwortlichen immer beteuert haben, wie groß ihr Vertrauen in Frank ist, ein zehntes siegloses Spiel hätte alles in Frage gestellt. „Dieser Sieg ist so wichtig, das kann man nicht in Worte fassen“, sagte Schatzmeister Thomas Röder.
Die Kickers haben sich das 2:1 schwer erkämpft, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Gastgeber zeigten den entscheidenden Tick mehr Leidenschaft, Begeisterung und Leidensbereitschaft als die Burghausener, die zuletzt fünf Mal in Folge nicht verloren hatten. Bei hochsommerlichen Temperaturen mussten alle Spieler „bis an ihre Grenzen gehen.“ Dabei sah Frank seine Spieler im Vorteil. „Wir haben Vollgas auf extrem hohem Niveau gegeben und sind so aufgetreten, wie ich mir das wünsche.“
In der ersten Halbzeit dominierten die Kickers mit der größeren Aggressivität ganz extrem, hatten zunächst Pech bei einem Lattenschuss des überragenden Suat Türker (29.), dann Glück, dass das unabsichtliche Handspiel Türkers nach einem Foulspiel von Vukovic nicht geahndet wurde, und der OFC-Stürmer den Ball im Liegen zum 1:0 einschoss (37.). Eine hochverdiente Führung, die aber nur bis zur 57. Minute hielt. Burghausens Trainer Fred Arbinger hatte mit der Einwechslung von zwei Stürmern das Kickers-Konzept empfindlich gestört. Weil die Zuordnung nicht stimmte, kassierten die Kickers wie üblich das Gegentor nach einer Standardsituation. Kickers-Kapitän Thomas Wörle bugsierte den Ball, bedrängt und leicht gefoult von Burkhardt, per Eigentor zum 1:1 ins Netz (57.).
„Wieder ein Genickschlag“, fühlte sich Frank an die letzten Wochen erinnert. Doch diesmal bewiesen seine Spieler Nehmerqualitäten und begeisterten ihren Trainer mit „einer richtig guten Moral“. Auch das Publikum gab die Mannschaft nicht auf. Die angekündigte „Rote Wand“ peitschte die Mannschaft noch einmal nach vorne. Als dann Oualid Mokhtari endlich eines seiner vielen Dribblings mit einer exakten Hereingabe krönte, gelang Türker aus kurzer Entfernung das 2:1 (79.).
Die letzten Minuten waren ein einziges Zittern, weil der Rucksack der Niederlagenserie und der späten Gegentore immer schwerer wurde. Doch diesmal verhinderten die Kickers das Last-Minute-Gegentor und beendeten die längste sieglose Serie seit 1983. Vier Punkte Abstand zum ersten Abstiegsplatz.
So langsam beruhigen sich die Nerven bei den OFC-Verantwortlichen. Geschafft ist der Klassenerhalt noch lange nicht, aber die Hoffnung ist wieder größer geworden. „An diesem Sieg“, glaubt Frank, „können wir wachsen.“