VON ANDREAS HUNZINGER (Quelle: fr-online.de)
Wenn einem Fußballklub im Abstiegskampf das Wasser bis zum Hals steht, wird von den Verantwortlichen gern alles an Argumenten aufgetischt, was für den jeweiligen Verein sprechen könnte. Im Lager der Offenbacher Kickers bemühte man nach dem Unentschieden in Köln folgerichtig zuallererst den Spielplan. Der, hieß es, sei für den OFC, der zum Saisonfinale Absteiger Braunschweig empfängt, während die punktgleiche Konkurrenz vor schweren Auswärtsaufgaben steht, besonders günstig. Zweites Argument: die vermeintliche moralische Stärke, die dem Team von Trainer Wolfgang Frank nach dem 1:1 vor zehn Tagen in Augsburg auch in Köln nach einem Rückstand noch einen Punkt eintrug.
Es ist durchaus legitim, sich auf das Tröstliche zu stützen. Gerade dann, wenn man trotz eines einst respektablen Auftritts kurz vor Ultimo auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist. Und in der Tat ist die Chance für den OFC auf den Klassenerhalt intakt. Ein Sieg im Heimspiel gegen einen Absteiger sollte bei aller Nervenbelastung möglich sein, und dass die Konkurrenten aus Unterhaching und Essen, die bei den Aufstiegsaspiranten Rostock und Duisburg gastieren, beide eine Überraschung landen, brächte im Wettbüro wohl eine eher hohe Quoten.
Doch so verlockend die Rechnung klingt, so gefahrenträchtig ist sie. Offenbach wäre nicht der erste Verein, der einen Pflichtsieg verpasst und deshalb absteigt. Zudem hat der OFC mit vermeintlich günstigen Konstellationen in dieser Saison schon schlechte Erfahrungen gemacht. Schließlich wiesen die Kickers nach dem 2:1-Heimsieg Ende Januar gegen 1860 München bereits 28 Punkte auf und wähnten sich als damaliger Tabellensechster schon sicher in der zweiten Liga. Seitdem hat der OFC aus 14 Spielen gerade sieben Pünktchen verbucht.
Was also spricht für die Kickers, was gegen sie? Für den Pokalsieger von 1970 spricht, dass die Mannschaft in den vergangenen beiden Wochen leichte Fortschritte erzielt und Moral gewonnen hat. Sowohl in Augsburg als auch gestern in Köln zeigte sich das Team nach Rückschlägen stabil, brach nicht zusammen wie zuvor in Duisburg (0:4) und Kaiserslautern (0:4). Gegen den OFC spricht allerdings, dass die Mannschaft ihren Gegnern in beängstigender Regelmäßigkeit durch kollektives oder individuelles Fehlverhalten in die Steigbügel hilft. In Kaiserslautern gab es binnen zwei Minuten zwei Gegentore, beim 2:3 im letzten Heimspiel vor zwei Wochen in Freiburg ebenfalls. Nun in Köln erneut.
Im „Endspiel“ gegen Braunschweig dürfen sich Franks Mannen solche Aussetzer nicht mehr leisten. Und dazu muss noch einiges andere günstig laufen. Denn auch wenn Wolfgang Frank und seine Spieler die Konstellation als günstig erachten, Fakt ist: Der Offenbacher Fußballclub von 1901 Kickers rangiert momentan auf einem Abstiegsplatz. Um den zu verlassen, braucht er nun auch die Hilfe der Konkurrenz.
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