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„Wir dürfen kein Harakiri spielen“

(Aus der Offenbach Post)
Im Endspiel gegen Braunschweig feiert Wolfgang Frank am Sonntag ein Jubiläum: 50. Punktspiel als Kickers-Trainer

Offenbach (joko) – „Es geht für jeden einzelnen, für den Verein, für die Stadt um alles.“ Thorsten Judt, Mittelfeldspieler der Offenbacher Kickers, macht deutlich, was für den Zweitligisten am Sonntag auf dem Spiel steht. Die Kickers können sich gegen Eintracht Braunschweig den Klassenerhalt sichern.

Für Wolfgang Frank wird es ein Jubiläumsspiel. Es ist sein 50. Punktspiel als Kickers-Trainer. Der 56-Jährige löste am 26. Januar 2006 Hans-Jürgen Boysen ab. In 49 Spielen hat Frank 61 Punkte geholt (16 Siege, 13 Unentschieden, 20 Niederlagen). Drei weitere Punkte sind Pflicht, sonst ist der Abstieg kaum zu verhindern. Es könnte dann das Abschiedsspiel für Frank sein, denn sein Vertrag wurde nur für die 2. Liga bis 2009 verlängert. Offiziell wollen sich Trainer und Verein über eine Zukunft in der Regionalliga nicht äußern, aber bei einem Abstieg würde es einen Neuanfang geben.

Herr Frank, am Sonntag entscheiden 90 Minuten über die Zukunft des Vereins. Ist das Spiel gegen Braunschweig vergleichbar mit einem Pokalspiel, wo es kein Taktieren gibt, nur Sieg oder Niederlage zählt?

Wolfgang Frank (56/OFC-Trainer): Natürlich ist das ein Spiel, das du gewinnen musst. Aber du musst dich dafür auch schlau verhalten und entsprechend clever agieren. Wir dürfen kein Harakiri spielen. Aber wir wollen natürlich mit allen Mitteln gewinnen.

Wie findet man die richtige Mischung zwischen Anspannung und Lockerheit, dass die Mannschaft unter dem Druck nicht verkrampft?

Frank: Das ist uns in Augsburg und Köln über weite Strecken ganz gut gelungen. In Köln hatten wir einen Blackout mit den zwei Toren in zwei Minuten. Das hängt sicher mit der enormen Anspannung zusammen. Jetzt müssen wir einen draufsetzen. Wir müssen noch beweglicher werden, vor allem im Kopf. Wir dürfen uns durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Mit Hilfe der Zuschauer haben wir am Sonntag eine richtig gute Chance. Ich bin überzeugt, dass wir das am Sonntag gut regeln werden.

Welche Rolle spielen die Zuschauer?

Frank: Eine ganz große. Ich hoffe auf ein richtig volles Stadion. Wir wollten den Klassenerhalt schaffen, jetzt haben wir das Endspiel, die große Möglichkeit dazu. Wichtig ist, dass wir die Weichen richtig stellen.

In einem Trainingslager?

Frank: Ja. Wir wollten schon am Mittwoch, aber das ist organisatorisch nicht möglich, so kurzfristig ein Hotel mit guten Trainingsmöglichkeiten zu finden. Deshalb bleiben wir bis Freitag, trainieren hier ganz seriös, fahren dann zwei Tage weg.

Mit Begleitung der Mentaltrainer?

Frank: Ja, Henrik Schrader wird zur Mannschaft stoßen und wir werden die eine oder andere Sache machen.

Es ist sicher von Vorteil, dass der Gegner, Eintracht Braunschweig, in 16 Auswärtsspielen nicht einmal gewonnen hat, nur fünf Auswärtstore geschossen hat…

Frank: Halt, halt. Braunschweig hat zuletzt beim 1:1 in Kaiserslautern gut gespielt und hätte fast gewonnen. Außerdem hat Braunschweig in den letzten sechs Spielen nur einmal verloren.

Werden Sie mit ihren Kollegen aus Rostock, Duisburg und Augsburg wegen Schützenhilfe Kontakt aufnehmen?

Frank: Nein, das ist nicht nötig. Jeder hat eine gewisse Ehre in sich. Duisburg und Rostock müssen doch schon aus Eigeninteresse mit allen Mitteln gegen Essen und Unterhaching gewinnen. Und Augsburg will im letzten Saisonspiel vor vielen Zuschauern sicher auch noch einmal gewinnen und nichts herschenken. Aber es kann auch ganz extrem laufen. Wenn alle anderen gewinnen, müssen wir eben so hoch wie Jena und mit drei Toren mehr als Unterhaching gewinnen.

Werden Sie sich während des Spiels über die Spielstände der Konkurrenten informieren?

Frank: Ja, aber das wird nur am Rande eine Rolle spielen. Diese Informationen sind vielleicht für die Spieler nicht günstig. Wir müssen unser Ding durchziehen, dann gibt es schon eine Instanz, die den Rest regelt.

Wie sehr sind Sie überrascht oder enttäuscht, dass die Kickers bis zum letzten Spieltag zittern müssen?

Frank: Für meinen Geschmack haben zu viele davon gesprochen, dass es so kommen könnte. Es besteht immer ein Zusammenhang zwischen Erwartungen und dem, was dann eintritt. Wir müssen daraus lernen und unsere Ziele nächste Saison etwas anders formulieren.

Wie sind denn die Ziele nächste Saison?

Frank: Wenn wir drin bleiben, davon gehe ich fest aus, wird es eine Bestandsaufnahme geben, dann sehen wir weiter.

Sie werden einiges ändern müssen.

Frank: Ja, wir werden einige Dinge ändern. Bei uns hat sich manches nicht so entwickelt, wie wir uns das erhofft haben. Wenn sich dann gleichzeitig andere Klubs weiterentwickeln, sieht man, welche Probleme entstehen können. Aber jetzt werden wir uns in aller Ruhe und Sachlichkeit, aber auch mit der nötigen Emotionalität auf das letzte Spiel vorbereiten, und dann bin ich überzeugt, dass wir das richtig regeln werden.

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