Aus der FAZ:
„Sean hat uns alle überrascht“ Türker ist noch angeschlagen
OFFENBACH. Als die Fußballprofis der Offenbacher Kickers am Donnerstag ihre morgendliche Trainingseinheit nach gut eineinhalb Stunden beendet hatten und in die Kabine marschierten, war Sean Dundee mit seinem Sportwagen längst in die Mittagspause gestartet. Bei seinem vorzeitigen Abgang handelte es sich jedoch um keine schlechte Nachricht. Das reduzierte Übungsprogramm hatte sich der lange am Rücken verletzte Stürmer verdient.
Denn am Tag zuvor war Dundee länger am Ball gewesen als geplant – und dass auf eigenen Wunsch. Statt 45 Minuten stand der Angreifer in der zweiten Vereinsmannschaft der Kickers in der Landesliga bei der Begegnung in Obertshausen 70 Minuten auf dem Platz. Sean habe Spaß gehabt, sagte der Offenbacher Sportmanager Michael Dämgen. Und angesichts des Leidenswegs von Dundee in den vergangenen Monaten bereitete es dem Publikum Freude, dem um den Anschluss bei den Profis kämpfenden Offensivspieler zuzuschauen. Seine ordentliche Leistung beim 2:1-Erfolg der fünftklassigen Kickers rundete der frühere Karlsruher und Stuttgarter Erstliga-Profi mit dem Treffer zum 1:0 ab.
Marco Reich, der auf Anordnung von Wolfgang Frank nur in der Offenbacher Landesliga-Mannschaft trainieren darf, hat der OFC-Cheftrainer längst abgeschrieben. Sportlich passt der ehemalige Bundesliga-Profi nicht in das Konzept von Frank. Dundee dagegen sieht der Trainer im Kreis der Zweitliga-Profis. Aus gesundheitlichen Gründen aber traute er dem Stürmer zu Saisonbeginn die Rückkehr in die Mannschaft nicht zu. Womöglich belehrt der Angreifer den Trainer nun eines Besseren. „Sean hat uns alle überrascht.“ Er sei guter Dinge, dass der Angreifer noch mal mitmischen könne, sagte Frank nach dem Auftritt des Rekonvaleszenten in der Landesliga-Begegnung. In den zurückliegenden drei Wochen hatte sich Dundee einem individuellen Aufbautraining in der Nähe von Karlsruhe unterzogen. Bis zu fünf Stunden täglich arbeitete er an seiner Fitness, nur ab und zu bekam er einen halben Tag frei. Schmerzen im Rücken verspürte er in dieser Zeit keine. Bevor der Profi am Mittwoch dieser Woche ins Offenbacher Mannschaftstraining einstieg, hatte er zweimal beim Regionalliga-Team des Karlsruher SC mittrainiert. „Es war eine harte Zeit, aber jetzt bin ich wieder ein OFC-Spieler, der für den Trainer in Frage kommt“, meint Dundee. Das Ergebnis des jüngsten Laktattests macht ihm Mut. Seinen Angaben nach war es „nicht der beste Wert“, aber immerhin einer, mit dem er sich „im Mittelfeld der Mannschaft“ bewege. Frank will sich nicht festlegen, wann er Dundee die Rückkehr in die Mannschaft zutraut. „Sean wird nicht umhinkommen, sich dem Konkurrenzkampf zu stellen“, beschreibt der Trainer die Anforderungen. Und der Wettbewerb unter den Angreifern ist durch den guten Saisonstart der Kickers größer geworden. So wird selbst Torjäger Suat Türker nach überstandener Rückenverletzung an diesem Sonntag (14 Uhr) im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue wohl nur auf der Bank sitzen. Der Stellenwert seiner beiden Sturmkollegen Anestis Agritis und Dino Toppmöller ist gestiegen. Die nötige Geduld will Dundee aber aufbringen. Gas geben und auf seine Chance warten, lautet sein Motto. JÖRG DANIELS
Text: F.A.Z., 17.08.2007, Nr. 190 / Seite 66
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