Aus der Frankfurter Rundschau:
Fußball-Zweitligist muss am Millerntor die zweite Saisonniederlage hinnehmen / Trainer Frank angefressen
VON ANDREAS HUNZINGER
Bereits einen Tag eher waren sie angereist, die Offenbacher Kickers. Die Spieler, so ihr Trainer Wolfgang Frank, hätten somit einen Tag länger Zeit, sich gedanklich auf die Partie der Zweiten Fußball-Bundesliga beim FC St. Pauli und die Atmosphäre im Stadion am Millerntor einzustellen. Legt man das Endergebnis zugrunde, so lässt das den Schluss zu, dass der eine Tag mehr an Vorbereitung den Offenbacher Spielern nicht bekommen war. Jedenfalls stand am Ende eine 1:3 (1:2)-Niederlage und die verpasste Chance, zumindest bis morgen die Tabellenspitze zu übernehmen.
Dass die Mannschaft von Trainer Frank, der den leicht kränkelnbenden Torjäger Suat Türker auf der Bank und stattdessen Denis Epstein im Angriff neben Dino Toppmöller auflaufen ließ, die zweite Saisonschlappe hinnehmen musste, lag zuvorderst an den Offenbachern selbst. Denn der Aufsteiger aus Hamburg setzte den Gästen zwar von Anfang an mit robuster Spielweise zu, fußballerisch aber flößte er keine Furcht ein. Doch die Kickers halfen dem Kiezklub mit Fehlern in die Steigbügel, das erste Mal bereits nach drei Minuten. Da spielte Linksverteidiger Sidney einen dilettantischen Querpass-Lob, der bei St. Paulis Mittelfeldmotor Alexander Ludwig landete, der wiederum aus zehn Metern Entfernung zum 1:0 traf.
Die Kickers mussten sich danach erst mal sortieren, erwiesen sich aber erneut als sehr effektiv. Denn ihre erste Torchance bedeutete das 1:1, nach einem Schnitzer von St. Paulis Torhüter Patrick Borger grätschte OFC-Mittelfeldakteur Stephan Sieger in Ball über die Linie (22.). In der Folge versäumte es der OFC in seiner besten Phase, bei guten Chancen von Oualid Mokhtari (24.) und Toppmöller (26.) in Führung zu gehen. Das taten kurz darauf die Gastgeber, dieses Mal begünstigt von Kickers-Torwart Daniel Endres. Der konnte den Ball nach einem Schuss von Ludwig nicht festhalten und Marvin Braun schoss aus kurzer Distanz zum 2:1 ein (34.).
Der Beginn der zweiten Halbzeit mit der Chance von Epstein, der mit einem Volleyschuss an Borger scheiterte (47.) ließ darauf hoffen, dass der OFC punkten könne. Doch die Gäste waren in der Folge zwar bemüht, aber im Angriff zu wenig durchschlagskräftig. Und sie machten erneut einen Fehler, der zu einem Tor führte. St. Paulis Innenverteidiger Marcel Eger durfte jedenfalls nach 64 Minuten vollkommen ungehindert zum 3:1 einköpfen.
Vielleicht wäre der OFC noch einmal zurückgekommen, wenn der nach einer Stunde eingewechselte Türker nach 72 Minuten nicht die Unterkante der Latte, sondern zum 2:3 getroffen hätte. So stand am Ende eine Niederlage, die Wolfgang Frank stinksauer machte. „Wir hatten die absolute Chance, hier zu gewinnen“, schimpfte der OFC-Trainer, „aber wir sind fahrlässig mit den Chancen umgegangen.“ Zudem, grantelte der 56 Jahre alte Fußball-Lehrer, hätte sich sein Team in den spielentscheidenden Situationen „schlauer anstellen müssen“.