Aus der Offenbach Post:
Nach 30 guten Minuten fünfte Auswärtsniederlage in Folge
Von Jochen K o c h
München – Vier Spiele hatte sich der Niedergang der Kickers schleichend angebahnt. Seit gestern Abend ist das Tempo rasant geworden. Das 0:3 gegen den TSV 1860 München war das fünfte Spiel in Folge ohne Sieg und gleichzeitig die fünfte Auswärtsniederlage hintereinander: Erschreckend dabei das Torverhältnis von 2:16! Wieder einmal präsentierten die Kickers sich als idealer Aufbaugegner für eine Mannschaft, die nach dem 0:3 gegen die Spvgg. Greuther Fürth verunsichert begann und dann dankbar die vielen Offenbacher Geschenke annahm. Die Negativserie der letzten vier Wochen weckt fatale Erinnerungen an die letzte Saison, als die Kickers auch kein Mittel fanden, ihren Absturz zu stoppen.
Dabei hätte das Spiel einen ganz anderen Verlauf nehmen können. Denn die Gäste waren 30 Minuten lang die klar bessere Mannschaft. Die Kickers begannen mit der gleichen Aufstellung wie gegen Koblenz, doch mit viel mehr Elan. Keine Spur von Verunsicherung. Schon nach 100 Sekunden vergab Oualid Mokhtari nach Flanke von Bastian Pinske aus zwei Metern die Chance zur Führung. Die erzielte dann Dino Toppmöller in der 20. Minute mit einem Heber, doch das Schiedsrichtergespann entschied auf Abseits. Eine klare Fehlentscheidung. Der erste von drei Irrtümern, die den Kickers gestern nicht nur Punkte kosteten.
Die 60er waren sichtlich überrascht, wie dominant und spielerisch sicher die Kickers auftraten. „Wir waren richtig gut“, schwärmte Trainer Wolfgang Frank, während „Löwen“-Trainer Marco Kurz „von großen Problemen“ seiner Mannschaft sprach. Die beseitigte dann Ex-Nationalspieler Daniel Bierofka mit einem brutalen Foul am bis dahin besten Offenbacher, Oualid Mokhtari. Es war ein vorsätzliches Foul, das Rot verdient gehabt hätte. Mokhtari musste mit Verdacht auf Bänderriss ausgewechselt werden. Trainer Wolfgang Frank setzte mit seiner defensiven Auswechslung ein falsches Zeichen. Denn mit Daniyel Cimen und nicht Watzka oder Baier erhielt die Mannschaft die Vorgabe zum Rückzug, statt wie zuvor das Spiel über die Flügel zu forcieren. Nur zwei Minuten später fiel just über die rechte OFC-Seite das 1:0 – eingeleitet auch noch von Bierofka und erzielt von Sven Bender. Die Kickers kamen noch einmal zurück. Und hatten auch ihre große Chance. Anestis Agritis scheiterte mit seinem Nachschuss aus sechs Metern an Löwen-Torhüter Michael Hofmann (43.). „Ich war richtig zufrieden, wie die Mannschaft in der ersten Halbzeit gespielt hat“, sah Frank trotz Rückstands gute Chancen auf einen Auswärtserfolg.
Doch mit der dritten Fehlentscheidung kurz nach der Pause war die Partie frühzeitig entschieden. Schiedsrichter Markus Schmidt schickte Adebowale Ogungbure schon in der 48. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Eine völlig überzogene Entscheidung, die den „Löwen“ in Überzahl fortan ein Schaulaufen ermöglichte. Sie warteten geduldig auf ihre Chancen, die ihnen dann auch von den deprimierten Offenbachern serviert wurden. Zweimal leistete sich der eingewechselte Thomas Wörle Ballverluste in der eigenen Hälfte, und Berkant Göktan, der zu viel Freiraum hatte, nahm die Geschenke des ehemaligen „Löwen“-Spielers zweimal dankbar an.
Auch wenn die Niederlage unglücklich zustande kam, ist jetzt die große Frage, wie die Mannschaft mit der Negativserie umgeht. Schon am Dienstag steht das schwere Pokalspiel in Rostock an. Eine ähnliche Situation wie vergangene Saison, als die Kickers mitten in der Negativserie das Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt nicht zur Wende nutzten.