Die Animositäten zwischen den Offenbacher Kickers und Eintracht Frankfurt haben nicht erst mit dem legendären Meisterschaftsendspiel von 1959 begonnen
VON WOLFGANG HETTFLEISCH (Quelle: fr-online.de)
Es gehe, heißt es in diesen Tagen vor dem Derby gern, um Rivalität und sonst nichts. Das mag man heute so sehen, obwohl Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt schon lange keine Rivalen mehr sind. Historisch betrachtet ist das Verhältnis der Klubs aber viel treffender mit einem derzeit tunlichst vermiedenen Begriff beschrieben: Feindschaft. Warum, wieso, weshalb? So genau wissen das die Wenigsten. Meist ist in diesem Zusammenhang schnell vom Meisterschafts-Endspiel 1959 in Berlin die Rede. Zu Beginn der Verlängerung (nach 90 Minuten hatte es 2:2 gestanden) ging Eintracht-Stürmer Richard Kreß damals nach einer Attacke von OFC-Mittelläufer Heinz Lichtl zu Boden. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, Ekkehard Feigenspan traf zum 3:2.
Das Spiel endete schließlich 5:3 für die Eintracht, die ihren einzigen Meistertitel gewann. Und ganz Offenbach fühlte sich verschaukelt wegen jenes Elfmeters der Kategorie „kann man, muss man aber nicht geben“. Ist das der Ursprung allen Übels? Nein. Zum einen muss jeder aufgeklärte Kickersfan, der das Video im Schrank stehen hat, einräumen, dass die Eintracht damals die bessere Mannschaft war, auch weil sie den mit weitem Abstand besten Spieler in ihren Reihen hatte: Istvan Sztani.
Vor allem aber sind die Animositäten zwischen den mainischen Nachbarn weit älter. In Ulrich Mathejas Eintracht-Standardwerk „Schlappekicker und Himmelsstürmer“ findet sich zum Beispiel eine Schilderung des Derbys in Offenbach vom 6. Januar 1935. Da ist von ungeahndeten Tätlichkeiten gegen zwei Gästespieler die Rede, und nachdem sich ein OFC-Akteur durch die Attacke eines Frankfurters das Bein gebrochen hatte, gab es Tumulte. Das Eintracht-Team, heißt es da weiter, habe nach dem Spiel „von Offenbacher Spielern, Offenbacher Klubmitgliedern und der Polizei“ vor den Zuschauern geschützt werden müssen und habe den Heimweg „auf dem Umweg über Bieber – Heusenstamm“ angetreten.
Was aber liegt dieser Dauerfehde nun tatsächlich zugrunde? Die Ursprünge sind wohl tatsächlich in einer sportlichen Rivalität zu finden, die viele Jahrezehnte auf Gleichrangigkeit beruhte. Direkter Konkurrent und sportlicher Hauptwidersacher der Eintracht in den 20er Jahren war der Stadtrivale FSV Frankfurt, der erst in der Ära von Paul Oßwald dauerhaft überflügelt werden konnte. Der spätere Trainer der Eintracht wie der Kickers schloss sich 1928 den Frankfurtern an, die 1930 Süddeutscher Meister wurden und in den Folgejahren die ersten Nationalspieler stellten. Auch die Kickers zählten spätestens Anfang der 30er Jahre zu den besten Fußballteams im Südwesten, belegten regelmäßig vordere Plätze im so genannten Fußballgau Südwest (meist hinter der Eintracht) und stiegen in den Kriegsjahren – der Spielbetrieb wurde bis 1944 unter Einschränkungen fortgeführt – zum dominierenden Team der Region und Serien-Gaumeister auf. War der OFC also der Nazi-Klub und die Eintracht, deren beste Spieler noch bis Mitte der 30-er pro forma beim von jüdischen Geschäftsleuten geleiteten Schuhhersteller „J. & C. A. Schneider“ angestellt waren, waren die viel zitierten „Juddebuwe“? Die Lage war erheblich komplexer, was etwa darin deutlich wird, dass Eintracht Frankfurt zu den Unterzeichnern der berüchtigten „Stuttgarter Erklärung“ gehörte, in der prominente Klubs Anfang April 1933 in vorauseilendem Gehorsam für den Ausschluss jüdischer Vereinsmitglieder plädierten.
Wie auch immer, beide Klubs nahmen nach Kriegsende schon bald wieder ihre führende Position ein. Bei den Kickers sind die Erfolge der Nachkriegsjahre eng mit dem Namen Paul Oßwald verknüpft. Der Ex-Eintrachtler wurde 1946 als Trainer verpflichtet und formte das Team, das zweimal das Finale um die deutsche Meisterschaft erreichte – und jeweils unterlag (1950: 1:2 gegen den VfB Stuttgart). Dass Oßwald (der später noch einmal die Seite wechseln sollte) vor der Meistersaison der Eintracht zu den Frankfurtern zurückgekehrt war, nährte die Brisanz des legendären Endspiels von 1959. Jenes Spiels, das erst folgende Generationen zum Ur-Mythos dieser von jeher schwierigen Nachbarschaft verklärten.
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/sport/kickers_offenbach/?em_cnt=1082801
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