Aus der Offenbach Post:
Aber die Kickers stehen immer noch auf Nichtabstiegsplatz
Offenbach (joko) – Jörn Andersen ist kein bequemer Trainer. Das wissen Spieler und Verantwortliche der Offenbacher Kickers spätestens seit Freitagabend, seit dem 3:3 gegen den VfL Osnabrück. Zum zweiten Mal einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt, drei Tore geschossen, Nichtabstiegsplatz, klingt fast beruhigend – aber der Trainer analysiert knallhart, was man in der Führungsetage am liebsten verdrängen würde. „So steigen wir ab.“
Gegen Osnabrück zeigten die Kickers ihre zwei bekannten Gesichter. Haarsträubende individuelle Fehler, die von den Gästen nur teilweise bestraft wurden. Hätte Osnabrück eine der Konterchancen nach dem 1:3 genutzt, wäre die Aufholjagd nicht mehr möglich gewesen. „Wir konnten den Ausfall von Niko Bungert nicht wettmachen. Mit ihm wären die Tore nicht passiert“, vermisste Andersen den 21-jährigen Abwehrspieler, der wegen einer Gelb-Sperre fehlte.
Aber die Kickers demonstrierten nach dem 1:3 auch ihre immer noch intakte Moral. An Aufgeben, auch unter widrigsten Umständen, denkt niemand. „Wenn wir bedingungslos nach vorne spielen, haben wir unsere Chancen. Aber mit sieben offensiven und nur noch drei defensiven Spielern geht das nicht 90 Minuten“, sucht Andersen noch nach Gründen, warum die Mannschaft erst nach einem Rückstand diese Moral zeigt.
Obwohl Andersen von fünf Spielen nur eines verloren hat, konnte er den Abwärtstrend noch nicht stoppen. Die Tendenz nach unten war schon das ganze Jahr 2007 zu erkennen, wurde aber von den Verantwortlichen viel zu lange nicht ernst genommen. Nach nur drei Siegen in der Rückrunde 2007 sind die Kickers mit Glück in der 2. Liga geblieben. Das Glück hat die Kickers auch in dieser Saison noch nicht verlassen. Mit nur vier Siegen und trotz einer beispiellosen Negativserie von elf sieglosen Spielen seit dem 23. September (2:0 gegen Mainz) wird der OFC wohl auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern. Eine trügerische Sicherheit, denn der OFC war 2007 mit 32 Punkten aus 34 Spielen der erfolgloseste Profiverein.
Jetzt will und muss Andersen mit seiner schonungslosen Kritik wachrütteln, und natürlich auch das Präsidium unter Druck setzen, dass jetzt dringend Geld für Verstärkungen bereit gestellt werden muss. Mit Erfolg. Hatte sich Vizepräsident Thomas Kalt vor Wochen noch gegen Einkäufe in der Winterpause gesträubt („In der Vergangenheit haben wir uns dadurch nicht gestärkt“), so hat das Präsidium jetzt umgedacht, wird das Geld für Neuverpflichtungen zur Verfügung stellen.
Eine schwierige Herausforderung, denn im Gegensatz zur letzten Saison, als der DFB-Pokal und der WM-Nachschlag 1,5 Millionen Euro auf das OFC-Konto spülten, fehlt jetzt aufgrund des sinkenden Zuschauerschnitts (letzte fünf Spiele nur noch knapp 8500 statt der kalkulierten 11500) Geld in der Kasse. Als erste Konsequenz verzichten die Kickers auf die angekündigte Sanierung der maroden Anzeigetafel im Stadion. Stattdessen soll die Marketingabteilung mehr Geld durch mobile Werbebanden akquirieren.