Eintracht zieht souverän ins Halbfinale ein
(Bericht: fr-online am 28.02.2007; Autoren I. Durstewitz / A. Hunzinger)
Eintracht Frankfurt hat sehr souverän das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht. Am Dienstagabend schlug der Bundesligist vor 24 000 Zuschauern im prestigeträchtigen Derby auf dem Bieberer Berg die Offenbacher Kickers mit 3:0 (1:0). Naohiro Takahara (2) und Michael Fink erzielten die Tore.
Was war ein Hype im Vorfeld um dieses Derby gemacht worden! Doch dann war relativ schnell klar, dass es keine Überraschung geben würde auf Biebers Höhen. Zu deutlich war die Überlegenheit des Bundesligisten, der in der Liga zwar schwächelte, aber einen Zweitligisten immer noch auf Distanz zu halten in der Lage war.
Von diesem Sieg erhofft sich die Eintracht nun eine Signalwirkung für die Bundesliga. OFC-Kapitän Markus Happe musste später einräumen, dass „der Sieg der Eintracht auch in dieser Höhe eindeutig in Ordnung geht“. Der Torschütze zum 1:0, Michael Fink, sagte: „Wir haben heute ein ganz gutes Spiel gemacht. Wir wollen das Selbstvertrauen mit in die Liga nehmen.“ Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel meinte: „Nach acht sieglosen Spielen freuen wir uns natürlich über jedes Erfolgserlebnis.“
Auch Benjamin Huggel hatte an diesem nasskalten Dienstag allen Grund zur Freude. Er durfte zwar nicht Fußball spielen, dafür wurde er gestern zum zweiten Mal Vater. Auch Ioannis Amanatidis war nicht dabei, gezwungenermaßen, denn Trainer Funkel hatte ihn aus dem Kader gestrichen, weil er ihn für das Spiel gegen Hannover 96 schonen wollte. Gefragt, ob sein Verhältnis zum Coach zerrüttet sei, sagte der griechische Nationalspieler nur, dazu könne er nichts sagen. Im Grunde wurde er auch nicht vermisst, weil Frankfurts Torjäger Takahara nicht zu bremsen war. Der Pokal liegt den Frankfurtern offenbar: Von den letzten zehn Pokalspielen hat die Eintracht nur eines verloren – das Finale in Berlin gegen Bayern München.
Dieses Mal hatte Funkel seine Elf nur auf zwei Position geändert, Alexander Meier und der zuletzt gesperrte Christoph Spycher waren von Anfang an dabei, Christoph Preuß und Benjamin Köhler mussten draußen bleiben. Und: Funkel hatte seine Taktik geändert – er ließ dieses Mal ein lupenreines 4-4-2 spielen. Die mit einiger Spannung erwartete Partie auf dem picke-packe vollem Bieberer Berg plätscherte – passend zum Schmuddelwetter – anfangs eher dahin. Dann schlug Markus Weissenberger nach elf Minuten eine Ecke, Michael Fink, der Defensive, stand im Fünfmeterraum mutterseelenallein und schob die Kugel mühelos ins Tor. Der Offenbacher Stefan Sieger war da einfach stehen geblieben. Genau so hatte sich die Eintracht das vorgestellt, genau so wollte sie „heute die Wende schaffen und in die Erfolgsspur zurückkehren“, wie Eintracht-Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen vor den Anpfiff sagte. In dieser Phase waren die Frankfurter klar überlegen, sie spielten ihre technische Überlegenheit aus und hätten durch Naohiro Takahara (17.) oder Meier (22.) die Führung sogar noch ausbauen können.
Die Kickers warfen erwartungsgemäß ihre Kampfkraft in die Waagschale, sie gaben keinen Ball verloren und waren besonders über die linke Seite über Thorsten Judt und Rüdiger Rehm durchaus gefährlich. Diese Beiden bereiteten auch die bis dato beste Torchance der Offenbacher vor, doch Dino Toppmöller, dereinst auch mal bei der Eintracht in Lohn und Brot, schoss die Kugel um Haaresbreite neben das Tor. Das sollte die einzige Möglichkeit zum Tor für den OFC bleiben. Oka Nikolov,weitgehend beschäftigungslos, hätte keine Chance gehabt.
Doch das Derby, im Vorfeld zum „Spiel des Jahres“ hochgejazzt, blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Die Stimmung auf den Rängen war gut, aber keinesfalls aufgeheizt oder gar feindselig. Auf dem Rasen ging es zudem ausgesprochen fair zu.
Nach der Pause hatte die Eintracht, die nach 45 Minuten den leicht grippalen Sotirios Kyrgiakos gegen Alexandar Vasoski ersetzen mussten, sofort die Möglichkeit, alles klar zu machen. Albert Streit (46.) hatte auf halblinker Position OFC-Keeper Cesar Thier schon umspielt, doch aus spitzem Winkel schoss er die Kugel ans Außennetz. Dabei hatte OFC-Trainer Wolfgang Frank in der Pause noch „mehr Aggressivität“ von seinem Team gefordert.
Doch mehr als ein Schuss von Toppmöller weit über das Frankfurter Tor gab es nicht für die Kickers. Dafür erzielte Naohiro Takahara nach 61. Minuten das wunderschöne 2:0 – und daran hatte Schiedsrichter Knut Kircher ebenfalls Anteil. Nach einem plumpen Foul von Markus Happe an Christoph Spycher im Mittelfeld ließ der Unparteiische Vorteil gelten, Meier spielte Patrick Ochs auf der rechten Seite frei und dessen Flanke drosch der Japaner volley ins Tor. Danach hatte die Eintracht leichtes Spiel. Takahara schloss einen Konter über Streit und Meier lässig zum 3:0 (72.) an. Es war das bereits vierte Tor des Angreifers in diesem Wettbewerb. Die Partie war zu diesem Zeitpunkt freilich schon längst entschieden. OFC-Coach Frank räumte hernach auch fair ein: „Die Eintracht hat heute ein sehr gutes Spiel gemacht.“
Ingo Durstewitz, Andreas Hunzinger