Aus der Offenbach Post:
Bancé und Türker treffen beim ersten Offenbacher Sieg seit 23. September 2007 / Fünf Punkte vor Abstiegsplatz
Von Jochen K o c h
Offenbach – 19 Wochen hat es gedauert. Nach 133 Tagen war es gestern um 15.51 Uhr soweit. Nach 90 Minuten und quälend langen vier Minuten Nachspielzeit durften die Offenbacher Kickers nach elf sieglosen Spielen endlich wieder einmal einen Sieg bejubeln. Zum ersten Mal seit dem 2:0 gegen Mainz am 23. September verließen die Zuschauer nicht enttäuscht den Bieberer Berg. Im Gegenteil. Obwohl der 2:1-Erfolg über den Tabellenletzten SC Paderborn alles andere als souverän herausgespielt wurde, macht der fünfte Saisonsieg Hoffnung auf eine gute Rückrunde. Denn die Kickers deuteten in den ersten 30 Minuten an, dass sie durch die beiden Neuverpflichtungen Aristide Bancé und Ricardo Sousa enorm an Qualität gewonnen haben.
Mit einem nicht gekannten Offensivwirbel erspielten die Kickers sich gleich ein halbes Dutzend klarer Torchancen. Das Sturmduo Aristide Bancé und Suat Türker harmonierte, als ob sie seit Jahren zusammenspielen würden. Wenn sich dann eine Abwehr noch solch katastrophale Stellungsfehler leistet wie Paderborn, sind Tore nur eine Frage der Zeit. Bancé mit einem unwiderstehlichen Sprint und Übersicht beim Abschluss (12.) und Türker mit einem technisch perfekten Heber (24.) krönten mit ihren Toren sehr gute 30 Minuten. Einziges Manko: Suat Türker hatte Pech im Abschluss, vergab drei klare Chancen und damit eine vorzeitige Entscheidung. Nach 30 Minuten stoppte Paderborns Trainer Holger Fach mit einer Auswechslung in der Innenverteidigung die Offenbacher Sturm- und Drangphase. Jetzt zeigte sich, dass bei den Kickers insbesondere im Mittelfeld noch viel Taktik- und Abstimmungsarbeit nötig ist. Zu groß waren die Abstände in der offensiven Rauten-Formation. Dazu durfte Dragan Bogavac nach Belieben wirbeln. Ausgerechnet Christian Müller, der in Paderborn sein einziges Saisontor erzielt hatte, traf auch in Offenbach – aber auf der falschen Seite. Der Rechtsverteidiger fälschte den Schuss von Koen unhaltbar für Daniel Endres ab (42.). Statt 4:0 stand es plötzlich 2:1 und die Zitterpartie begann. Denn in der zweiten Halbzeit spielte nur eine Mannschaft – der SC Paderborn. Zum Glück für die Kickers waren die Gäste ohne den im Abschlusstraining verletzten Rene Müller im Strafraum harmlos. Die Kickers verfielen in alte Verhaltensmuster, spielten zu hektisch. Zu selten wurde Sousa ins Spiel eingebunden. „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, sah Niko Bungert alle abgewehrten Bälle postwendend wieder auf sich zufliegen. Mit einem Klassereflex rettete Endres gegen Lintjens (58.) die Führung.
Nach drei Monaten in Offenbach durfte Jörn Andersen in seinem sechsten Spiel zum ersten Mal die Siegerfaust ballen. „Ich bin sehr froh, dass wir endlich den Dreier eingefahren haben. Vielleicht war es ein kleiner Zufall, dass es ausgerechnet an meinem 45. Geburtstag war“, freute sich der Kickers-Trainer und erkannte beim Blick auf die Tabelle: „Fünf Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz. Das sieht schon besser aus.“ Und am Freitag können die Kickers den nächsten Schritt machen. Ein Sieg in Aue und es winkt plötzlich der achte Tabellenplatz.
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