Aus der Frankfurter Rundschau:
OFC-Spielmacher kassiert für Torjubel oben ohne Gelb-Rot
Wenige Sekunden nach seinem emotionalen Ausbruch, so berichtete Mitspieler Thomas Wörle, hatte die Realität Ricardo Sousa bereits eingeholt. Nach seinem Schlenzer zum 4:3 war der Spielmacher der Offenbacher Kickers mit entblößtem Oberkörper gerade an der linken Eckfahne angekommen, als ihm schlagartig bewusst wurde, dass er bereits die Gelbe Karte gesehen hatte und was das Ausziehen des Trikots somit zur Folge haben würde – nämlich die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Thomas Frank und die Sperre für das kommende Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05. „Ricardo hat gesagt: ,Scheiße, ich habe ja schon Gelb‘ „, berichtete Wörle später. Die Erkenntnis von Sousa kam zu spät.
Der 29 Jahre alte Portugiese wollte zu seinem Lapsus nach dem Spiel gar nichts sagen. Sousa duschte und verschwand, nachdem er unmittelbar nach Ende des Spiels in der Kabine noch bittere Tränen vergossen hatte. „Ricardo sitzt da und weint“, sagte Kickers-Trainer Jörn Andersen, „er ist heute der unglücklichste Mensch.“
Andersen weigerte sich allerdings, seinem Spielmacher Vorhaltungen zu machen. Im Gegenteil. „Ricardo hat sich entschuldigt. Aber ich habe ihm gesagt: ‚Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich lobe dich für dein Tor‘ „, gab der OFC-Coach das Zwiegespräch mit Sousa in den Umkleideräumen wieder. Die drei Punkte, habe er den Spielmacher beruhigt, seien „wichtiger als die Gelb-Rote Karte“. Natürlich, so Andersen, hätte Sousa realisieren können, dass er schon Gelb gesehen hatte. Aber im Moment des Überschwangs, den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg vor Augen, hatte der Portugiese dies eben schlicht vergessen. „Das kann passieren“, sagte Andersen verständnisvoll. Immerhin hatte der Mann mit der Nummer 28 sein erstes Tor erzielt. Ein eminent wichtiges noch dazu. hunz