Aus der Frankfurter Rundschau:
Aussprache nach Niederlage / Kalt: Aus Ärger Energie ziehen
VON ANDREAS HUNZINGER
Gestern morgen war der Präsident da. Und wenn Dieter Müller die Profis des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach in der Umkleidekabine aufsucht, wird entweder Besonderes verkündet – oder es kriselt. Nach der 1:2-Niederlage vom Vortag beim SV Wehen Wiesbaden war der ehemalige Nationalstürmer gekommen, um die OFC-Kicker noch einmal eindringlich auf die sportlich prekäre Lage hinzuweisen.
Schließlich trennen den OFC nur noch zwei Zähler von den Abstiegsplätzen. Angesichts des Restprogramms mit Spielen gegen die Aufstiegsanwärter Borussia Mönchengladbach, SC Freiburg und 1899 Hoffenheim und nur noch einer Partie mit einem Kontrahenten auf Augenhöhe – am letzten Spieltag in Osnabrück – gibt es nicht wenige, die den Kickers den Abstieg prophezeien. Kapitän Thorsten Judt sagt, dass sich die Spieler „der Lage bewusst“ seien. „Wir haben ja keine Dummköpfe in der Mannschaft.“ Gleichwohl hält der Routinier nichts davon, „wegen einer Halbzeit alles infrage zu stellen“.
Trotzdem besteht Redebedarf innerhalb des OFC-Teams. Deswegen trafen sich die Spieler gestern ohne Trainer und Funktionäre zur Aussprache in einem Restaurant in Mühlheim, um gemeinsam die Montagspartie zwischen Freiburg und Greuther Fürth zu schauen und Klartext zu reden.
Ob es neben dem Mannschaftsabend als weitere spezielle Maßnahme vor dem Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Mönchengladbach noch ein Trainingslager geben wird, ist noch unklar. Das Präsidium hat Trainer Jörn Andersen die Möglichkeit eingeräumt. Ob der Norweger, der nach eigenen Angaben kein großer Freund von Trainingslagern ist, davon Gebrauch macht, steht noch nicht fest. Er überlege aber, ob er es mache, so Andersen.
Ob nun mit oder ohne Trainingslager: Andersen hält es für wichtig, sich trotz des Rückschlags nicht länger als nötig mit dem Spiel in Wiesbaden aufzuhalten. „Heute muss es vorbei sein“, fordert er, es gelte jetzt, „die Ärmel hochzukrempeln“. Schließlich, so Andersen, stehe angesichts des Umstands, dass der OFC noch immer einen Vorsprung auf den viertletzten Platz hat, fest: „Wir sind noch nicht abgestiegen.“ Auch Thomas Kalt hält nichts von Untergangstheorien. Vielmehr, so der OFC-Vizepräsident, „müssen wir aus dem Ärger über die Niederlage Energie ziehen“. Seine Zuversicht hinsichtlich des Klassenerhalts hat Kalt nicht verloren. „Wir brauchen noch zwei Siege. Und ich bin 100-prozentig davon überzeugt, dass wir die auch holen.“ Warum? „Die Liga beweist uns, dass jeder jeden schlagen kann.“
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