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„Wir brauchen jetzt einen Vorschuss an Vertrauen!“

Pressemitteilung des OFC:
Nach den Irritationen der letzten Tage wollen die Offenbacher Kickers jetzt in aller Ruhe die Weichen für eine erfolgreiche erste Saison in der 3.Bundesliga stellen. Dazu braucht es einen Vorschuss an Vertrauen in die handelnden Personen. Im Interview verweist der kaufmännische Manager Jörg Hambückers auch darauf. Außerdem berichtet er über die Schwierigkeiten, die einem zur Zeit in der täglichen Arbeit begegnen und liefert Erklärungen für die Entscheidungen in den letzten Tagen.

OFC: In den Internetforen gibt es zur Zeit viele Diskussionen über den OFC?

Hambückers: Das kann ich mir denken! An dieser virtuellen Welt werde ich mich aber nicht beteiligen.

OFC: Das heißt….

Hambückers: Ich akzeptiere dass es Chat-Foren gibt, muss sie deshalb aber noch lange nicht gut finden. Es entsteht mitunter eine eigene Dynamik. Das geschriebene Wort lässt zu viel Raum für Spekulationen.

OFC: Wie haben Sie die letzten Tage erlebt, speziell den letzten Spieltag in Osnabrück?

Hambückers: Der Sonntag in Osnabrück war ungefähr so, als wenn man in einer Achterbahn im Looping direkt im freien Fall nach unten geht und der ganze Zug abrupt zum stehen kommt.

OFC: Es wird viel darüber diskutiert, der OFC hätte keinen Plan B für den nun eingetreten Fall des Abstiegs?

Hambückers: Das ist schlicht und ergreifend falsch! Der OFC hat einen komplett geplanten Etat für die 3. Bundesliga, in dem auch der Aufstieg der U23 verankert wurde. Sowohl für die 3. Bundesliga, als auch für die U23 in die Oberliga Hessen wurden dem OFC die Lizenzen erteilt.

OFC: Was macht das Arbeiten zur Zeit so schwierig?

Hambückers: Einfach gesagt, die fehlenden 6,5 Mio. Euro! Man kann es immer nur wiederholen, dass ist ein Einnahmeverlust, der nicht so einfach wegzustecken ist. Viele Gespräche mussten und müssen geführt werden, mit Sponsoren, mit Mitarbeitern und natürlich auch mit Spielern. Hinzu kommt, dass jeder den Abstieg anders verarbeitet. Alle sind traurig, verärgert und einfach nur depressiv. Ich selbst habe manchmal das Gefühl, in einem Tunnel zu sein. Die Konzentration nur auf das gerichtet, was für die Sache elementar wichtig ist.

OFC: Was ist seit dem Abstieg so alles passiert?

Hambückers: Zuerst haben wir die Trainerfrage zu entscheiden gehabt. Diese Personalie ist nun mal eine ganz wichtige. Das zunächst klare Bekenntnis von Jörn Andersen am Montagvormittag schien am Nachmittag nicht mehr ganz so klar zu sein, und er bat um eine Nacht Bedenkzeit. Ich gebe zu, das hat besonders mir nicht gefallen. Wir sind dann so verblieben, dass beide Seiten eine Nacht Bedenkzeit haben. Am nächsten Tag haben wir dann entschieden, einen anderen Weg zu gehen.

OFC: Und dann kam Hans-Jürgen Boysen als neuer Trainer?

Hambückers: Ja. Wir haben uns am Dienstagvormittag mit Hans-Jürgen Boysen getroffen und waren uns sehr schnell einig. Hans-Jürgen Boysen kennt den Verein und ist ein hervorragender Trainer. Ich bin froh, dass er da ist und die Aufgabe mit uns gemeinsam angeht. Er hat mehrfach bewiesen, was er kann, und das gilt nicht nur auf dem Platz, sondern auch was die Transferpolitik angeht.

OFC: Und die Irritationen um die Verpflichtung von Andreas Möller?

Hambückers: Das war eine ungewollte, zeitliche Überschneidung. Als Thomas Kalt und ich am Montag ein Gespräch mit Andreas Möller hatten, wurde Hans-Jürgen Boysen direkt danach über das gegenseitige Interesse informiert. Wir haben danach mit verschiedenen Personen, u.a. mit dem Verwaltungsrat, über die Verpflichtung von Andreas Möller gesprochen. Am Donnerstag um 11 Uhr war dann alles klar mit Andreas Möller. Unmittelbar danach hatte ich ein Gespräch mit Hans-Jürgen Boysen und einem Spieler, was ca. eine Stunde andauerte. Nach dem Gespräch ist Hans-Jürgen Boysen mit dem Spieler noch durch das Stadion gelaufen, hat ihm Platz und Kabine gezeigt. Auf dem Rückweg zur Geschäftsstelle wurde er dann von einem Journalisten über die Verpflichtung, die zwischenzeitlich im Radio gemeldet wurde, informiert, bevor ich es hätte tun können. Wir bewegen uns nun mal in einem Bereich, der für die Öffentlichkeit von Interesse ist, da kann so etwas mal passieren. Es hat mir zwar nicht gefallen, aber damit müssen wir leben.

OFC: Warum wurde nun doch ein Sportmanager eingestellt?

Hambückers: Ganz einfach, weil sich hier eine nicht zu erwartende Chance ergeben hat. Andreas Möller erhebt keinen Anspruch, der Alleinunterhalter bei Kickers Offenbach zu werden. Er will helfen, in Teamarbeit den OFC wieder nach oben zu bringen. Er wird Hans-Jürgen Boysen bei der Arbeit unterstützen, eine gute und entwicklungsfähige Mannschaft aufzubauen. Darüber hinaus werden seine Kontakte in die Wirtschaft helfen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des OFC zu steigern.

OFC: Zur Zeit sind alle stark gefordert, wie wirkt sich das in der täglichen Arbeit aus?

Hambückers: Ja, wirklich alle sind im Moment stark gefordert und ehrlich gesagt auch angespannt. Wir haben, Gott sei Dank, ein Präsidium, was die Aufgabe annimmt und nicht an Rückzug denkt. Es geht jetzt wirklich nur um die Sache OFC und um nichts anderes. Es ist leichter zu kritisieren, als es unter den gegebenen Umständen besser zu machen. Dass nach einem Abstieg vieles kritisiert wird, ist zu erwarten gewesen. Aber es sollte sich jeder bewusst machen, dass wir jetzt all unsere Energie dafür aufwenden müssen, die Zukunft zu gestalten. Das Präsidium hat hier nicht acht Jahre verwaltet, sondern angepackt, konsolidiert und vieles aufgebaut. Ansehen bei Politik, Wirtschaft und Verbänden entsteht nicht von heute auf morgen. Wir geben unsere Nähe zu den Leuten und Fans im Umfeld nicht auf, aber zur Zeit müssen wir uns mehr um die Zukunft kümmern, als über die Vergangenheit zu diskutieren. Gespräche über das „warum sind wir abgestiegen oder wer trägt dafür die Schuld“ bringen uns aktuell nicht zurück in Liga 2.

OFC: Wie sieht die Zukunft des OFC aus?

Hambückers: Wir arbeiten sehr intensiv an einer neuen Mannschaft. Es muss einfach jedem klar sein, dass man in der 3. Bundesliga Spieler wie Türker oder Bancé nicht halten kann. Vor acht Jahren waren wir froh, bis auf Vladoiu alle Spieler aus der Zweitligamannschaft halten zu können. Das Resultat ist bekannt: Abstiegsplatz nach dem Ende der Vorrunde, finanziell kurz vor dem Kollaps, eine Mannschaft, die sich gedanklich nicht mit der Regionalliga identifizieren konnte. Es hat fünf Jahre gedauert, bis der OFC zurück in Liga 2 war. Die Bedingungen heute: Lizenz für die 3. Bundesliga ist sicher, eine Mannschaft, die hungrig und willig sein wird, die den OFC als echte Herausforderung sieht. Der Fußball hat die Besonderheit, dass die einzelnen Etappen immer vorschnell als Erreichen-/oder Verfehlen eines Ziels gewertet werden. Es gibt keinen Verein, der nach fünf Spieltagen auf oder abgestiegen ist. Wir haben ein Ziel, das da heißt: In 2 Jahren zurück in der 2. Bundesliga! Jeder, aber wirklich jeder kann daran mitarbeiten, dieses Ziel zu erreichen.

OFC: Was braucht der OFC jetzt?

Hambückers: Einen Vorschuss an Vertrauen in das Präsidium, weil es bewiesen hat, dass es schwierige Situationen meistern kann. An den Trainer Hans-Jürgen Boysen, weil er die richtige Mischung finden wird und eine entwicklungsfähige Mannschaft zusammenstellt. An den Sportmanager Andreas Möller, weil er mit seinem „Ja“ zum OFC in der jetzigen Situation ein klares Bekenntnis zum OFC gegeben hat. Er ist einer der anpackt, viele werden positiv überrascht sein. Und einen Vorschuss an Vertrauen in die neue Mannschaft, weil sie die Zukunft des OFC maßgeblich beeinflussen wird.

OFC: Vielen Dank für das Gespräch!

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