Aus der Frankfurter Rundschau:
VON ANDREAS HUNZINGER
Christian Fröhlich wollte nicht viel Aufhebens machen. Von besonderer Genugtuung, ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Klub getroffen zu haben, war beim Mittelfeldspieler der Offenbacher Kickers nichts zu spüren. Ruhig und sachlich beantwortete der 31-Jährige die Fragen, nachdem er beim 2:1 (0:1) des OFC im Drittliga-Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena mit seinem Treffer zum 2:1 nach 78 Minuten zum Mann des Tages geworden war. „Ich freue mich, dass ich getroffen habe“, sagte Fröhlich zwar, „aber deswegen, weil es mein erstes Tor für Offenbach war.“
Dass er damit seinen Ex-Klub geärgert hatte, nahm der Matchwinner beiläufig zur Kenntnis. Obwohl der 1,70 Meter große, gedrungene Mittelfeldspieler „nach einem wunderschönen“ in der vergangenen Saison „ein beschissenes Jahr“ in Jena gehabt hatte und beim Zweitligaabsteiger in der Rückrunde in die Oberligamannschaft ausgemustert worden war. Wichtiger war Fröhlich allerdings, dass er endlich mal wieder einen Treffer erzielt hatte. „Mein letztes Tor ist ja gefühlte achteinhalb Jahre her“, so Fröhlich schmunzelnd. Ganz so lange war es nicht – letztmals traf Fröhlich am 20. Mai 2007 für Jena beim 2:1 in Augsburg – , aber der Neuzugang der Kickers wusste schon, dass dieses Tor für ihn auch persönlich gut war. Denn OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen hatte zuletzt häufiger anklingen lassen, dass er sich von Fröhlich mehr Torgefahr wünsche. „Christian weiß, wo er hin muss“, sagte Boysen auch am Samstag. Soll heißen: Von dem technisch starken und schussgewaltigen Mann werden weitere Tore erwartet.
Fröhlichs erstes war jedoch ein wichtiges Tor. Es sorgte dafür, dass sich die Kickers für die 0:4-Schlappe vom vergangenen Wochenende bei Eintracht Braunschweig rehabilitieren und sich zudem wieder ins Tabellenmittelfeld absetzen konnten. Dass sie dabei noch Schwächen gezeigt hatten, war keinem verborgen geblieben. Vor allem in der ersten Halbzeit war dem OFC nur wenig gelungen, weswegen die Jenaer Führung durch das Kopfballtor von Kevin Hansen (34.) folgerichtig war. „Reine Kopfsache“ sei die mäßige Darbietung gewesen, resümierte OFC-Kapitän Martin Hysky später.
Nach der Pause fingen sich die Gastgeber allerdings, auch wenn sie zunächst die Nerven ihrer Anhänger strapazierten, als der eingewechselte Benjamin Baier mit einem an Mirnes Mesic verursachten Foulelfmeter am Jenaer Schlussmann Carsten Nulle scheiterte (49.). Wenig später traf Michael Kokocinski dann aber zum 1:1 (53.), ehe Fröhlich nach vergebenen Chancen von Tufan Tosunoglu (59./68.) und Mesic (72.) zur Stelle war, um aus kurzer Distanz den Ball zum Sieg im Netz unterzubringen. Dass der Erfolg in der Endphase noch einige Male am seidenen Faden hing, da die Gäste gute Möglichkeiten zum 2:2 besaßen, hatte Boysen registriert. Aber der Kickers-Trainer, der erstmals in der Saison auf ein 4-4-2-System mit zwei Sturmspitzen umgestellt und auch die Außenbahnen im Mittelfeld offensiv besetzt hatte, hatte Lücken in der Defensive in Kauf genommen und war hinterher der Meinung, dass es an der Berechtigung des Sieges seiner Mannschaft keine Zweifel gebe. Deswegen verspürte er auch keine besondere Erleichterung. Er glaube an sein Team und so könne von vermeintlich abgefallenen Zentnerlasten keine Rede sein. „Die Steine bleiben alle da, wo sie sind“, sagte Boysen.
Seine Spieler waren derweil sehr wohl erleichtert, dass es nach zuletzt nur einem Zähler aus drei Partien wieder einen Sieg gegeben hatte. „Jetzt haben wir wieder ein bisschen Luft“, sagte Christian Fröhlich, der selbige dem OFC verschafft hatte.
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