Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Christian Düncher
Im zwölften Heimspiel hat es die Offenbacher Kickers erwischt: Nach zuvor sieben Siegen und vier Remis auf dem Bieberer Berg unterlag der OFC dem Wuppertaler SV verdient mit 1:2 (1:1) und kassierte damit die erste Heimniederlage der Saison in der 3. Fußball-Liga.
„Es war uns bewusst, dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde“, sagte OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen. Dennoch sprach der 51-Jährige von einer „riesengroßen Enttäuschung“, zumal der Gegner schlichtweg „hungriger“ gewesen sei. „Bei uns standen zu viele Spieler auf dem Platz, die diesmal nicht das gebracht haben, was sie normalerweise bringen können.“ Vor allem im Mittelfeld habe es zu viele Lücken gegeben. „Wir hatten dort eine schlechte Zuordnung“, analysierte Boysen. „Steffen Haas stand zu tief, und Christian Fröhlich ist zu oft auf die Flügel ausgewichen. Zudem war bei uns alles, was normalerweise Torgefahr ausstrahlt, abgemeldet.“ Lediglich Stefan Zinnow habe hier gelegentlich eine Ausnahme gemacht, so Boysen.
Der OFC-Trainer hatte seine Anfangsformation im Vergleich zur 0:1-Niederlage bei Union Berlin auf zwei Positionen verändert (anstelle von Christian Pospischil und Sebastian Becker rückten Christian Fröhlich und Matthias Morys in die Startelf) und auf ein 4-1-3-2-System umgestellt. Doch die erhoffte Wirkung, den Gegner mit zwei Spitzen unter Druck zu setzen, blieb aus. Im Gegenteil: Die Kickers erspielten sich nur wenige Torchancen und ließen den Gästen im Gegenzug viel zu viel Platz. „Wir waren vorne nicht so entschlossen wie sonst und haben hinten zu viele Fehler gemacht“, analysierte Kapitän Martin Hysky zutreffend.
Die Kickers waren zwar stets um einen ordentlichen Spielaufbau bemüht, aus dem Mittelfeld kamen jedoch viel zu wenig Impulse. So blieb ein Schuss von Türker (10.), der sich den Ball zuvor mit der Hand vorgelegt hatte, lange Zeit die einzige OFC-Chance. Im Gegenzug lief WSV-Stürmer Tobias Damm Außenverteidiger Mounir Chaftar davon, zielte aber ebenso am Tor vorbei wie wenig später Salih Altin (16.).
In der 23. Minute dann das 1:0 für Wuppertal: Chaftar ging im Mittelfeld vollkommen unnötig in einen Zweikampf und fehlte daraufhin auf der linken Abwehrseite, wo Marcel Reichwein auf einmal völlig frei war und von Marc Heitmeier nicht mehr am Flanken gehindert werden konnte. Tobias Damm stand in der Mitte frei und ließ OFC-Torhüter Robert Wulnikowski per Kopf keine Chance (24.). Die Kickers schlugen aber schnell zurück. Nur vier Minuten später spielte Suat Türker im Strafraum Stefan Zinnow frei, und der rechte Mittelfeldspieler sorgte mit einem Schuss aus spitzem Winkel für den Ausgleich (28.). Weitere vier Minuten später unterlief erneut Chaftar ein katastrophaler Fehler, doch Reichwein zielte vorbei.
„In der Pause hatten wir uns vorgenommen, im Mittelfeld mehr Druck zu machen, weil die Räume dort zu groß waren“, sagte Hysky. „Das ist uns aber leider nicht gelungen.“ Das Gegenteil war vielmehr der Fall. „Wir sind im Mittelfeld hinterhergelaufen wie die Hasen“, gestand Zinnow. „Wuppertal hat uns den Schneid abgekauft und die Räume eng gemacht. Uns hat das nötige Feuer gefehlt. Die waren hingegen aggressiv und wollten unbedingt etwas holen.“
Und das gelang den Wuppertalern auch. Nach einer Freistoßflanke von Tim Jerat scheiterte der aufgerückte Innenverteidiger Nils Fischer im ersten Anlauf zwar noch per Kopf am glänzend reagierenden Wulnikowski, stocherte den Ball im Nachsetzen aber über die Linie (80.). Die Kickers warfen in der Schlussphase zwar noch einmal alles nach vorne (sogar Wulnikowski stürmte mit), der Ausgleich gelang ihnen aber nicht mehr.
Da Kickers Emden gegen den FC Carl Zeiss Jena mit 3:1 gewann, hat der OFC nun bei einem Spiel weniger zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, was Boysen sogar nahezu erleichtert aufnahm. Positive an der Niederlage sei, dass nun „das Gerede“ (vom Aufstieg) nicht mehr zum Tragen komme. Der Trainer ist sich sicher, dass sein Team seinen Rhythmus wiederfindet, „aber nicht mit so einer Leistung“.
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