Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Fußballspiele sind in gewisser Weise auch Glücksspiele. Normalerweise kann niemand genau vorhersagen, mit welchem Ergebnis eine Begegnung endet. Selbst die Tendenz ist schwer zu erraten. Es sei denn, es geht um Eröffnungsspiele der Offenbacher Kickers. Von Christian Düncher
Denn die haben am ersten Spieltag einer Saison bereits seit 13 Jahren nicht mehr verloren.
Die letzte Niederlage in einer Auftaktpartie kassierte der OFC in der Saison 1995/96 mit 2:3 bei der SG Höchst. Seitdem gab es sieben Siege und sechs Unentschieden. Kurzum: Die Kickers können am Samstag (14 Uhr) gegen den FC Erzgebirge Aue eigentlich gar nicht verlieren. Dessen scheinen sich auch die Gäste aus Sachsen bewusst.
„Ein Punkt wäre für uns schon ein Erfolgserlebnis“, meint Aues Trainer Rico Schmitt. „Offenbach ist Favorit, weil sie zu Hause spielen, weil sie einen starken Kader haben und weil es ihr Saisonziel ist, vorne mitzuspielen.“ Doch OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen will diese Rollenverteilung nicht so ganz akzeptieren. „Ich zähle Aue auch zu den Mannschaften, die eine gute Rolle spielen werden“, sagt der 52-Jährige, der diese Saison ein deutlich härteres „Hauen und Stechen“ um die vorderen Plätze erwartet als in der vergangenen Spielzeit. „Diesmal wird es nicht so einen Start-Ziel-Sieg geben wie von Union Berlin. Ich erwarte keine drei, vier oder fünf, sondern eher neun oder zehn Mannschaften vorne eng zusammen. Und wir wollen in diese Phalanx einbrechen.“
„Die Pferde im Stall sind unruhig und wollen raus“
OFC-Sportmanager Andreas Möller wird sogar noch deutlicher. „Wir haben im Verein den Anspruch, oben mitzuspielen. Dass wir zum Favoritenkreis gezählt werden, ehrt uns. Wir werden von Anfang an versuchen, vorne mit dabei zu sein. Das wird zwar keine leichte Aufgabe, aber wir sind gut vorbereitet“, sagt der 41-Jährige und stellt zugleich klar: „Wir haben die Erwartungen vergangene Saison insgesamt erfüllt. Diesmal hängen die Trauben für uns aber höher. Jedem Spieler muss klar sein, dass der Druck jetzt größer ist. Wir wollen nach oben, und das soll man in jedem Spiel spüren.“ Das gilt auch und vor allem für die Auftaktpartie am Samstag gegen Aue.
„Ich bin froh, dass es endlich wieder losgeht“, gesteht Boysen. Und auch die Spieler können es kaum erwarten. „Die Pferde im Stall sind unruhig und wollen raus“, weiß der Trainer. Welche Elf er am Samstag auflaufen lässt, wollte Boysen jedoch noch nicht verraten. „Wir werden genug Leute im Aufgebot haben. Ich werde sogar wohl zwei, drei Leute streichen müssen. Das wird allerdings erst geschehen, wenn die letzte Trainingseinheit absolviert ist.“ Der Einsatz von Stürmer Suat Türker (gebrochene Zehe) scheint ausgeschlossen. Zudem hinken laut Boysen auch David Ulm (lange ohne Spielpraxis), Stefan Zinnow (fehlte krankheitsbedingt zehn Tage) sowie Marc Heitmeier (nach Verletzungspause erst seit dieser Woche wieder im Training) hinterher. Während Flügelflitzer Zinnow wohl dennoch in der Startelf stehen wird, sind Ulm und Heitmeier Kandidaten für die Bank. Dort wird wohl zunächst auch Ugur Albayrak sitzen und Mirnes Mesic dafür einziger Stürmer sein.
„Man kann auch mit einer Spitze gefährlich sein“
„Dass wir mit zwei Spitzen auflaufen, ist sehr unwahrscheinlich“, so Boysen. „Aber man kann auch mit einer Spitze offensiv spielen und gefährlich sein.“ Der Trainer macht keinen Hehl daraus, dass er sich noch einen Offensivspieler wünscht. Doch den wird es nur geben, wenn Matthias Morys noch abgegeben werden kann. Der 22-Jährige kehrt am Wochenende von einem Probetraining beim bulgarischen Erstligisten Burgas zurück und soll dort einen guten Eindruck hinterlassen haben.
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