Aus der Offenbach Post:
Offenbach – In nur zwei Spielen haben die Offenbacher Kickers ihren Anhängern und Sympathisanten wieder den Glauben an den möglichen Aufstieg am Saisonende zurückgegeben. Dem historischen, weil ersten, Sieg in Unterhaching ließen die Kickers „big points“ in einem Heimspiel folgen. Von Jochen Koch
In der Vergangenheit war der OFC beim Sprung auf einen Aufstiegsplatz immer gescheitert. Diesmal nahmen die Kickers die Hürde in souveräner Manier, fertigten den übermotivierten, überschätzten und überforderten FC Carl Zeiss Jena mit 4:0 ab und kletterten innerhalb einer Woche von Rang neun auf Aufstiegsplatz zwei. Die bisher beste Platzierung für die Kickers in der 3. Liga.
Trainer Hans-Jürgen Boysen hat es geschafft, nach der 0:1-Niederlage in Burghausen und der prekären Situation mit Trainer-Diskussion die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. 13 Punkte in den letzten sechs Spielen dokumentieren die positive Entwicklung. Dass die Kickers nach vielen vergeblichen Versuchen endlich Kontakt zum Spitzenreiter hergestellt haben, wertet Boysen als „weiteren wichtigen Aspekt, der uns in der Entwicklung weiter helfen wird.“
Siebte Spiel ohne Gegentor
Obwohl die Kickers den höchsten Heimsieg seit einem Jahr (4:0 gegen Stuttgarter Kickers) feierten, war die Defensive der Schlüssel zum Erfolg. Im Zentrum und auf den Außenbahnen blockierten die aufmerksamen Offenbacher alle Angriffsbemühungen von Jena, so dass es nur zweimal bei Fernschüssen gefährlich wurde. „Die Abwehr hat hervorragend gespielt“, lobte Boysen die Rückkehr zu alter Stärke und das siebte Spiel ohne Gegentor. Ein Spitzenwert, den kein anderer Klub in den höchsten drei Ligen erreicht.
Während Jena sogar mit drei Stürmern absolut harmlos blieb, setzte der OFC mit seiner 4-2-3-1-Taktik die Nadelstiche. Abgesichert durch das stabile Deckungs-Fundament haben die Kickers gegen Jena gelassen auf ihre Chancen warten können. Zumal man nun weiß, dass man in der Offensive nicht mehr ausschließlich auf die Topform eines Stefan Zinnow angewiesen ist. Mit Mirnes Mesic kehrte ein wichtiger, weil erfahrener und laufstarker Offensivspieler zurück. Und mit David Ulm ist in den letzten sechs Partien ein Spieler ins Rampenlicht gestürmt, den bis Ende August kaum jemand auf der Rechnung hatte. Doch seitdem hat er in sechs Spielen drei Tore erzielt und drei Tore vorbereitet. „Unser Offensivspiel ist mit ihm eng verknüpft“, verdeutlicht Boysen den Wert des 25-jährigen Franzosen, der gegen Jena ein exzellentes Spiel ablieferte.
Das OFC-Zeugnis
Nach dem 1:0 durch Christian Pospischil, das Stefan Zinnow unfreiwillig vorbereitete, als er beim Schussversuch ein Luftloch trat und den Ball Pospischil servierte, sorgte Ulm mit seinem perfekten Heber aus 25 Metern zum 2:0 für klare Verhältnisse. Dass die Kickers in der Schlussphase noch zwei Tore nachlegten, war ein weiterer Beweis dafür, dass die Mannschaft momentan die nötige Effizienz erreicht.
„Vier zu Nulle“ feierten die Zuschauer den höchsten Saisonsieg und ließen ihrer Schadenfreude über den Torwart der Gäste freien Lauf. Carsten Nulle hatte mit markigen Sprüchen vorher Emotionen geschürt, die aber nur die Offenbacher positiv nutzten. Die Kickers bleiben nun zwei Wochen bis zum Spiel in Dresden (16. Oktober) auf dem Aufstiegsplatz, doch genießen könne sie diese Zeit kaum. Trainer Boysen kündigte eine „sehr intensive Woche“ an. Aber als Tabellenzweiter, so Boysen, „fällt es den Spielern sicher leichter, die Einheiten zu verkraften.“ Schließlich weiß man jetzt, wofür man schuftet.