Aus der Offenbach Post:
Offenbach ‐ Glück – oder einfach nur der Effekt des neuen Besens, der gut kehrt? Es ist schon manchmal verwunderlich, was ein Trainerwechsel alles bewirken kann. Von Christian Düncher
Da gewinnen die zuvor sieben Mal in Folge sieglosen Offenbacher Kickers im ersten Punktspiel unter der Regie von Wolfgang Wolf gleich mit 3:0 (2:0) gegen Wacker Burghausen, treffen auf einmal wieder nach Standardsituationen und leiten plötzlich mehr Tore über die linke als über die sonst dominierende rechte Seite ein.
Alles wieder im Lot beim OFC? Mitnichten. Der Patient Kickers Offenbach ist zweifels-ohne auf dem Weg der Besserung, aber noch nicht bereit für große Sprünge – auch wenn das (zu) deutliche Ergebnis das Gegenteil vermuten lässt. Kai Hesse brachte es am ehesten auf den Punkt: „Der Sieg war verdient, die Leistung ganz gut. Aber wir hatten auch etwas Glück“, resümierte der OFC-Stürmer.
Offenbach hatte Fortuna in der Tat auf seiner Seite. Daran ließen auch Trainer Wolfgang Wolf und Präsident Dieter Müller keine Zweifel, die unisono betonten, dass es zur Pause „auch 2:2 hätte stehen können“. Denn Chancen hatte Burghausen genug. Deutlich mehr sogar als Borussia Dortmund II beim 2:1-Erfolg in Offenbach vor zwei Wochen. Dass die Kickers dennoch mit einem 2:0 in die Halbzeit gingen, hatten sie ihrem Torhüter Robert Wulnikowski zu verdanken (Kapitän Steffen Haas: „Er hat überragend gehalten“) und eben jener Fortuna.
Bereits in der zweiten Minute musste Wulnikowski nach einer Fehlerkette in der Abwehr (Marko Kopilas verlor ein Kopfballduell, Marc Heitmeier stand falsch) gegen Fikri El Haj Ali eingreifen. Das Tor fiel wenig später auf der anderen Seite: Freistoß Teixeira, Kopfball Kopilas – 1:0 (7.). „Wir haben Standards unter der Woche extra geübt. Dass wir dadurch gleich in Führung gehen, ist natürlich etwas glücklich“, sagte Wolf, stellte jedoch zugleich klar: „Das Glück muss man sich aber auch erarbeiten.“
Am nötigen Einsatz ließen es die Kickers in der Tat nicht mangeln. Stellvertretend für das große Engagement der OFC-Spieler steht das Nachsetzen von Tom Moosmayer, der seinen Gegenspieler zu einem Querschläger zwang und Mirnes Mesic traf aus 16 Metern ins leere Tor (18.). Das 2:0 brachte den Kickers jedoch nicht die erhoffte Sicherheit. Im Gegenteil. Zwischenzeitlich bettelten sie förmlich um den Anschlusstreffer. „Einige Wackler hatten wir leider hinten drin“, gestand Wolf. „Das waren aber hausgemachte Probleme. Da muss man den Ball auch einfach mal konsequent über die Tribüne hauen.“
Gemeint waren vor allem die Abwehrspieler Marc Heitmeier und Alexander Huber. Aber auch mit der Abstimmung im Mittelfeld war Wolf nicht zufrieden, wo die Abstände zwischen Steffen Haas und David Ulm teilweise zu groß waren. Wolf reagierte deshalb in der Pause und beorderte Mesic etwas weiter nach hinten. Mit Erfolg. „In der zweiten Hälfte war die Ordnung bei uns besser. Da hatte ich keine Angst mehr, dass etwas passiert, weil wir gut gestanden und gut gegen den Ball gearbeitet haben.“ Stefan Zinnow sah es ähnlich: „Vor der Pause war bei uns noch etwas Sand im Getriebe. Am Ende hätten wir aber sogar noch höher gewinnen können.“ Und auch Haas war sich in der zweiten Hälfte „sicher, dass wir die Punkte behalten, denn wir haben nach der Pause kaum noch Chancen zugelassen“.
Weil die vor den Kickers platzierten Teams nur unentschieden spielten, machte der OFC (4./37) sogar Boden gut. Der Rückstand auf Spitzenreiter Osnabrück beträgt jetzt „nur“ noch sieben Punkte, der auf den Dritten Heidenheim lediglich einen. Sportmanager Andreas Möller ist das vorerst egal: „Wichtig war nur der Sieg, denn Siege sind die beste Medizin.“
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