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Sind wir mal ehrlich: Haben wir es nicht schon geahnt, dass es in Jena so kommen würde?

Das Bauchgefühl ließ sich die Tage vor dem Spiel noch ganz gut ignorieren. Schließlich waren wir seit Sonntag und dem etwas glücklichen Arbeitssieg gegen Mainz das Überraschungsteam der zweiten Liga. Feierlaune war angesagt. Eigentlich.
Aber schon auf dem Nachhauseweg am Sonntag war sie nicht wirklich zu spüren. Keine Gesänge auf den Straßen, keine Hupkonzerte. Es schien als wollte ein jeder den tollen Saisonstart insgeheim und ohne großes Tamtam genießen, um nicht die bösen Fußballgeister heraufzubeschwören.

Aber sie waren da und begleiteten uns heimlich auf Schritt und Tritt bis zu diesem Mittwoch Abend, an dem wir gegen das Tabellenschlusslicht antreten sollten.

Habt ihr euch nicht auch vorher schon überlegt, wie die Schlagzeilen nach diesem Spiel lauten könnten? „OFC leistet Aufbauhilfe in Jena“ oder „Sieg gegen Mainz stieg den Offenbachern zu Kopf“? Diese Vorstellungen konnten wir aber schnell verdrängen, weil unser neuformiertes Team ja offenbar neue Qualitäten hat. Immerhin hatten sie ja heute auch die Gelegenheit die Spitze der Tabelle zu erklimmen und sollten demnach motiviert sein bis in die Bartstoppeln.

Pustekuchen

Natülich kam es so, wie es unser Unterbewußtsein schon längst wußte. Vor einer grauen Stadionkulisse wurden uns nahezu ausschließlich fußballerische Grausamkeiten dargeboten. Kein spielerischer Ansatz, keine Kreativität, kein Drang zum Tor, kein Siegeswillen. Stattdessen jede Menge Ballverluste in Form von Fehlpässen, ins-Seitenaus-Klären und langen Bällen nach vorn, die nie ein Ziel fanden.

Wer so einen Murks verzapft, braucht sich dann nicht wundern, wenn ein glücklich verwandelter Freistoß den ebenso schwachen Gegner etwas stärker macht.

Halbzeit. Noch war nix verloren.

Das Spiel wurde dann kurz nach der Pause entschieden. Es war der so gut wie einzige nennenswerte Kickers-Angriff: Moki legt im Strafraum den Ball sehr klug auf den freistehenden Toppi zurück. Der kriegt die Kugel aber nicht so recht vor den Schlappen und verzieht überhastet über die Latte.
Nun war klar: Das Ding biegen wir nicht mehr rum. Denn spätestens jetzt waren unsere bösen Vorahnungen bestätigt worden. Die fiesen Fußballtrolle hatten unsere Jungs längst am Schlafittchen gepackt und sogen langsam aber stetig das Kicker-Umoja aus ihren Adern.

Haben wir ein Torwart-Problem?

Trauriger Höhepunkt war dann das Missverständnis zwischen Bungert und Thier, der erstmals wieder zwischen den Pfosten stand. Da verschlägt es einem echt die Sprache. Was ist nur los mit unserem brasilianischem Helden? Oder sollte ich lieber fragen: Haben wir ein Torwart-Problem?

Alles in allem war das heute eine sehr bittere Vorstellung unserer Jungs, wirklich wollend erschien auf dem Platz keiner. Es war ziemlich anstrengend, sich dieses Gekicke in voller Länge anzutun. Kann so ein Spiel einen Knacks verursachen ähnlich dem von Karlsruhe in der letzten Saison. Oder war das ein Ausrutscher, wie er jeder Mannschaft mal passieren kann und gegen Lautern brennt wieder der Berg?

Wahrscheinlich ist es wie bei jeder wahren Liebe: Sie hat ihre Ups and Downs, helle und dunkle Seiten. Sie kann uns betrüben und uns immer wieder bereichern.

We love you Kickers! (und ich pfeife mir jetzt ein Lied auf Jena)