Aus der Frankfurter Rundschau:
Weil sich der OFC wie eine Schülermannschaft übertölpeln lässt, reicht es gegen Dresden nur zu einem Punkt
VON FRANK HELLMANN
Bloß nicht zu nahe kommen. Oder falsch ansprechen. Die Nerven lagen nicht nur auf den gut besetzten Rängen am Bieberer Berg nach dem emotionsgeladenen 2:2 (1:0) zwischen den Offenbacher Kickers und Dynamo Dresden blank, sondern auch im Kabinengang. Da wütete Stefan Zinnow. Eigentlich ein freundlicher und gereifter Mann, der sich im Gegensatz zu den meisten blutjungen Mitspielern ein bisschen auskennt im Fußballgeschäft.
Zinnow stand bereits bei Waldhof Mannheim oder auch Eintracht Frankfurt unter Vertrag und deshalb kennt er ein paar Tricks und Kniffe mehr als die Kollegen. Etwa den, sich bei einem Freistoß kurz vor Toreschluss zur Verhinderung der schnellen Ausführung vor den Ball zu stellen. Weil genau das die Offenbacher nach einem umstrittenen Pfiff des kleinlichen wie theatralischen Schiedsrichters Thomas Metzen aber versäumten, endete der fünfte Spieltag der dritten Liga für den Offenbacher Anhang unter den 9612 Augenzeugen in einer Mixtur aus Wut und Enttäuschung.
Es kam, was kommen musste: Sascha Pfeffer spielte, Maik Wagefeld passte und der eingewechselte Tscheche Pavel Dobry, der schon das 1:1 erzielt hatte (58.), traf in der 89. Minute zum 2:2. „Das ist jugendlicher Leichtsinn, der bestraft wird. Gegen so eine Mittelmaßtruppe dürfen wir nicht zwei Gegentore fangen“, grollte Zinnow, der in Rage gar von „Kinderfußball“ sprach. Später, als sich die erhitzten Gemüter ein bisschen abgekühlt hatten, fielen die Analysen treffender aus.
OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen, der in der Schlussphase wegen verbaler Scharmützel mit Dresdens Co-Trainer Frederick Assmuth auf die Tribüne geschickt wurde, sprach zwar davon, dass Jung-Referee Metzen mit der Partie „überfordert war“, leitete aber sogleich zum zentralen Kritikpunkt über: „Wir sind gut beraten, uns an die eigene Nase zu fassen: Das war Schlafmützigkeit.“
Deshalb steckt der runderneuerte wie verjüngte OFC im Mittelmaß fest, was Vizepräsident Thomas Kalt nicht sonderlich beunruhigt. „Die Mannschaft spielt zu guten Fußball und ist zu engagiert, als dass wir in große Schwierigkeiten kommen sollten.“
Minütlich schwächer
Tatsächlich hatten die eifrigen Kickers gegen die biederen Sachsen lange wenig bis gar nichts zugelassen. In einer zähen ersten Hälfte hatte ausgerechnet der mit Abstand schwächste OFC-Akteur, der aus Hoffenheim entliehene Steffen Haas, nach schönem Zuspiel des ansonsten ziemlich fahrigen Benjamin Baier das 1:0 erzielt (33.). In der Halbzeitpause erhielt Haas dennoch von Boysen einen kräftigen Rüffel. „Ich habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, besser Fußball zu spielen.“
Der 20-Jährige hat das offensichtlich bejaht, das Gros aber ließ von Minute zu Minute nach, so dass sich die Offenbacher Fangemeinde lieber in ihren obligatorischen Schmähgesängen über DFB und Eintracht Frankfurt erging. Nur einmal brandete auf der Waldemar-Klein-Tribüne noch Jubel auf, als dem Türken Tufan Tosunoglu mit einem Prachtschuss das 2:1 gelang (78.). Daran indirekt beteiligt: der eingewechselte Matthias Morys. Dem 21-jährigen Stürmer, Neuzugang vom VfB Stuttgart, gelang ansonsten nicht viel. Weshalb auch er zur Riege frustrierter Offenbacher zählte: „Von mir muss mehr kommen. Mit diesem Auftritt kann ich nicht zufrieden sein.“