Seite wählen

Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Seit März 2009 hatten die Kickers in sechs Heimspielen kein Tor mehr erzielt. Den Null-Frust spielten die Offenbacher sich im besten Heimspiel seit Jahren gegen den VfL Osnabrück von der Seele. Von Jochen Koch

Von der ersten bis zur 90. Minute beherrschten die Kickers mit ihrem schnellen, aggressiven, kombinationssicheren Spiel den hoffnungslos überforderten Zweitliga-Absteiger.

„Das war eine Lehrstunde. Ich habe selten einen verdienteren Sieg erlebt“, gratulierte Osnabrücks Trainer Karsten Baumann zu einer überragenden Leistung. Die Offenbacher spielten souverän in der Defensive (als einziges Team der Liga noch ohne Gegentor), waren immer gefährlich in der Offensive (mit einem wiedererstarkten Suat Türker) und hatten eine überragende Schaltzentrale im Mittelfeld mit Steffen Haas, Nils Pfingsten-Reddig und dem erstmals in der Startelf aufgebotenen 18-jährigen Sebastian Rode.

Wenn die Offenbacher nur einen Bruchteil ihrer Chancen genutzt hätten, wäre Osnabrück böse unter die Räder gekommen. Schon in der vierten Minute stand die gesamte Osnabrücker Abwehr Spalier, als Stefan Zinnow nach links flankte, nach innen lief und nahezu unbedrängt den Abpraller nach Türkers Schuss aus zwei Metern über die Linie drückte. Ein perfekter Start für den OFC, der sich nun in einen Rausch spielte.

Offenbach erteilt Lehrstunde

Fassungslos über die Hilflosigkeit und Unterlegenheit seiner Spieler ließ Osnabrücks Trainer schon nach zehn Minuten den ersten Ersatzspieler warm laufen. Aber bereits nach 17 Minuten stand es 2:0. Schnell kombinierte der OFC sich über vier Stationen in den Strafraum, wo Sebastian Rode ohne hinzuschauen einen „No-look-Pass“ perfekt auf den mitgelaufenen Suat Türker spielte, der aus zwölf Metern unhaltbar einschob. „Schon da hätten wir am liebsten den Bus geholt und wären nach Hause gefahren“, jammerte der einstige Offenbacher Geschäftsführer und heutige VfL-Teammanager Michael Lüken. Baumann wechselte nach 22 Minuten den ersten und nach 30 Minuten den zweiten Spieler aus. Ohne jede Wirkung. „Ich hätte die ganze Mannschaft auswechseln können“, sagte Baumann und sprach von einer „Lehrstunde, die uns Offenbach erteilt hat. Ich habe selten verdientere drei Punkte für eine Mannschaft gesehen.“

Auch VfL-Abwehrchef Angelo Barletta war an alter Wirkungsstätte brutal enttäuscht. „Das 2:0 ist sehr schmeichelhaft für uns. In der Halbzeit haben wir an unsere Ehre und Stolz appelliert, uns nicht abschlachten lassen.“ Zumindest das ist den Osnabrückern gelungen. Die Kickers erspielten sich auch in Halbzeit zwei ein halbes Dutzend klarer Torchancen, scheiterten aber immer an Torwart Tino Berbig. Ein 5:0, 6:0 gegen den hochgewetteten Aufstiegsfavoriten wäre absolut verdient gewesen. „Es gibt wenig Spiele, wo man etwas für das Torverhältnis tun kann. Das war heute eines. Und wir haben zu wenig Tore geschossen“, meinte Trainer Hans-Jürgen Boysen.

Mit dieser beeindruckenden Vorstellung, sieben Punkten und Platz drei (hinter Jena und dem außer Aufstiegskonkurrenz spielenden VfB Stuttgart U23) haben die Kickers klar gemacht, dass der Aufstieg nur über Offenbach führen kann. Schöne Perspektiven für die nächsten Wochen.
OFC-Zeugnis

Robert Wulnikowski: Dank guter Arbeit seiner Vorderleute bekam er nichts zu tun. 3

Alexander Huber: Seine Seite war wie gewohnt dicht. Vorstöße konnte er angesichts der geballten Offensivkraft diesmal dosieren. 3

Martin Hysky: Gewann das Duell der 34-jährigen Routiniers gegen Osnabrücks Reichenberger, der letztes Jahr drei Tore in Offenbach erzielt hatte, um Längen. 3

Marko Kopilas: Der Turm räume ab, was in die Nähe des Strafraums kam. 2,5

Maik Schutzbach: Etabliert sich hinten links. Cleveres Zweikampfverhalten. 3

Steffen Haas: Sehr gutes Passspiel in der Spieleröffnung, glänzende Übersicht. 2

Nils Pfingsten-Reddig: Stand Haas kaum nach. Sehr ballsicher. Diese Doppel-Sechs passt. 2

Stefan Zinnow: Erste Halbzeit von der Eintracht-Leihgabe Krück überhaupt nicht zu stoppen. Erzielte schon sein zweites Saisontor. 2

Sebastian Rode: Die Entdeckung als Spielmacher. Variierte das Tempo wie ein erfahrener Profi. Toller Spielwitz. Kaum ein Fehlpass. 1,5

Sebastian Laux: Findet sich immer besser zurecht. Sucht so oft wie möglich den Abschluss. Am 1:0 beteiligt, hatte dann Pech mit einem Lattenschuss. 2,5

Suat Türker: Er kann es noch. Arbeitete sehr intensiv, leitete das 1:0 ein, schoss das 2:0 und hatte noch Pech mit einer Direktabnahme, die Torwart Berbig hielt. 2,5

Ugur Albayrak: Wieder gute Ansätze, aber vor dem Tor noch zu hektisch. 3,5

Teixeira, Ulm: –

1= überragend, 2 = stark, 3 = durchschnittlich, 4 = mäßig, 5 = schwach, 6 = das reicht nicht