Aus der Offenbach Post:
Offenbach ‐ Für Mirnes Mesic war es ein „komisches Spiel.“ Christian Pospischil sprach von einem „Drecksspiel“. Und Steffen Menze atmete nach dem „anstrengendes Spiel“ erleichtert auf. Von Jochen Koch
Die Offenbacher Kickers steuern in der 3. Liga weiter auf Aufstiegskurs. Gegen den FC Heidenheim baute der OFC mit dem 2:1-Sieg seine Tabellenführung aus, wenn auch mit einiger Mühe. „Es war ein sehr anstrengender Sieg. Letztendlich haben wir glücklich gewonnen, aber die Mannschaft hat wieder ihren Willen unter Beweis gestellt“, meinte Steffen Menze, der im zweiten Spiel als Cheftrainer den zweiten Sieg feierte.
Wie in Unterhaching (2:1 nach 0:1-Rückstand) und Dresden (4:2 nach zweimaligem Rückstand) konterten die Kickers auch gegen den starken Neuling einen Rückschlag, den 1:1-Ausgleich, postwendend. Nur vier Minuten nachdem Marc Schnatterer Unzulänglichkeiten und Zuordnungsfehler in der Defensivarbeit mit dem 1:1 bestraft hatte, demonstrierten die Kickers, warum sie sich endgültig als Spitzenmannschaft etabliert haben. Der Rückschlag stachelte die bis dahin etwas lethargisch wirkende und spielerisch nur Stückwerk produzierende Mannschaft noch einmal an. Steffen Haas setzte sich energisch im Heidenheimer Deckungszentrum durch und erzielte das 2:1.
Mit den drei Punkten wurde eine gegenüber den letzten Spielen schwächere Leistung übertüncht. Die Kickers konnten sich in der Offensive über die Außenbahnen kaum durchsetzen. David Ulm konnte nicht die nötigen Akzente setzen. Und auch gegen den Ball arbeiteten die Offenbacher nicht so effizient wie gewohnt.
Das OFC-Zeugnis in der Übersicht
Der Sieg war in höchster Gefahr. Denn der Aufsteiger war zumindest gleichwertig und spielte zwischen den Strafräumen gefälliger als die Offenbacher. Doch in der gefährlichen Zone, wo die Spiele entschieden werden, war die Durchschlagskraft der entscheidende Unterschied. „Wir müssen jetzt das Grün hinter den Ohren ablegen“, vermisste Heidenheims Trainer Frank Schmidt bei seinem Team die Cleverness, die die Offenbacher bei den Toren zeigten.
Wulnikowski stürmt auf Abwehrspieler Kopilas zu
Wie sehr die Kickers bis zur letzten Minute um ihren Sieg zitterten, zeigte eine Szene unmittelbar nach dem Abpfiff. Wutentbrannt stürmte Torwart Robert Wulnikowski auf seinen Abwehrspieler Marko Kopilas zu, weil der kurz zuvor durch ein unnötiges Foul noch einmal einen Freistoß und damit eine von zahlreichen gefährlichen Situationen provoziert hatte. Es hätte nicht viel gefehlt und die beiden 1,90 Meter langen Kickers-Spieler wären handgreiflich geworden. „Das ist das gute Recht von Robert Wulnikowski, dass er da sauer ist“, zeigte Menze Verständnis für seinen Torhüter und wünscht sich sogar mehr Spieler, die diese Emotionen während des Spiels zeigen. „Ich hatte mir mehr Impulse innerhalb der Mannschaft erwartet“, vermisst Menze noch den Leader, den Anführer auf dem Platz.
Dass es zum vierten Sieg in Folge gereicht hat, ist ein weiterer Schritt im Reifeprozess der Mannschaft, die stabiler und cleverer als letzte Saison wirkt. „Damals haben wir oft gut gespielt, aber nicht gewonnen. Jetzt gewinnen wir auch mal, wenn es nicht gut läuft, ein so genanntes Drecksspiel“, meinte Torschütze Christian Pospischil. Der schwer erkämpfte Sieg dokumentierte einmal mehr die Ausgeglichenheit dieser Liga. „Du darfst dich nie sicher fühlen. Hier ist jedes Spiel, jeder Gegner brutal schwer“, erinnerte Sportmanager Andreas Möller an sein ungutes Gefühl vor dem Spiel. „Deshalb sind solche Siege sehr, sehr viel wert.“